Musikgenuss unterwegs wird bei mir schnell zum Dilemma: Das iPhone reicht kaum zum genussvollen Hören aus und für mobile Einzelkomponenten wie Digital Audio Player, D/A-Wandler und Kopfhörerverstärker habe ich nur selten Platz im Gepäck übrig.
Auf langen Reisen greife ich oft zum Chord Mojo. Beim Stadtbummel tut’s der Audioquest Dragonfly und auf Flügen geht sowieso nichts über Noise-Cancelling-Kopfhörer. In allen Situationen nutze ich mein iPhone als Zuspieler – einziger Hacken: Das gibt nur über Umwege hochauflösende Audiodateien aus und bietet kaum Möglichkeiten zur Klanganpassung.
Vor Kurzem bin ich auf den Hidizs AP60 gestoßen, einen leichtgewichtigen Digital Audio Player, der in der geschlossenen Faust verschwindet. Das in Kombination mit seinen zahlreichen Funktionen und einem Preis von rund 100 Euro, hat mich dazu bewogen, die kleine Musikmaschine zum Test zu bestellen.
Bereits von den Bildern auf der Website von Headsoundaudio war mir klar, dass der Hidizs AP60 klein sein muss – aber kleiner noch als ein Feuerzeug, hätte ich nicht gedacht.
Bevor ich den Player zum ersten Mal in Betrieb nehmen kann, braucht dieser erstmal Strom. Ok, das mitgelieferte USB-auf-Micro-USB-Kabel ausgepackt und den AP60 erstmal an den Laptop gesteckt.
Die Ladezeit nutze ich für einen Blick in das Zubehörpaket. Das beinhaltet noch einen Transportbeutel und ein In-Ear-Kopfhörer. Der wirkt auf den ersten Blick jedoch etwas einfach und bleibt deshalb zunächst verpackt.
Zurück zum DAP: Das Gehäuse des Hidizs AP60 besteht aus Kunststoff – was will man auch sonst bei diesem Preis erwarten? Auf der Front sitzt ein verhältnismäßig großes Farb-Display, das mir immer noch einen rot blinkenden Akku anzeigt.
Die Menüsteuerung scheint berührungsempfindlich. An der Seite sitzen ein An-/Ausschalter, die Lautstärkeregelung und ein Micro-SD-Karten-Slot. Auf dem Boden befinden sich eine 3,5-mm-Klinkenbuchse und der Micro-USB-Anschluss.
Nach dem ersten Einschalten des Hidizs AP60 überspringe ich alle Funktionen und tauche direkt in das Einstellungsmenü ein, um nach der aktuellen Firmware zu sehen. Tatsächlich lässt sich ein Update aufspielen, das ich mir von der Website von Hidisz ziehe.
Nach erfolgreicher Installation ist es an der Zeit sich etwas mit dem Menü zu beschäftigen. Das ist in vier Reiter aufgeteilt, um Musik zu durchsuchen, verschiedene Klang-Settings vorzunehmen oder eben um die allgemeinen Player-Einstellungen anzupassen.
Ich ertappe mich immer wieder dabei, aus Gewohnheit auf den Bildschirm zu tippen. Einen Touch-Screen hat der Hidizs AP60 nicht, dafür berührungsempfindliche Tasten unterhalb des Displays.
Die Bedienung gelingt angenehm schnell und der DAP liegt sehr leicht in der Hand. Allerdings könnten sehr große Finger Probleme bekommen, die Tasten zielgenau zu treffen.
Als nächste ziehe ich ein paar Musik-Alben auf eine Micro-SD-Karte und füttere damit den DAP. Der scheint soweit alle Formate zu erkennen (FLAC, APE, WMA, WAV, ALAC, AAC, OGG, MP3, AIFF, DSF, DIFF, DSD128) und zeigt erstaunlicherweise sogar Albencover auf seinem Display an.
Während der Wiedergabe läuft ein Schriftzug mit Künstler- und Titel-Namen, der Audio-Auflösung und dem Wiedergabe-Format durch das Display. Auch wichtig: Gapless-Playback, also die unterbrechungsfreie Wiedergabe zwischen Titeln, lässt sich in den Music-Settings aktivieren und läuft Format-unabhängig problemfrei.
Für experimentierfreudige bietet Hidisz außerdem einen grafischen 10-Band-EQ mit vorgefertigten Klang-Presets.
Bevor ich zu Klangeinschätzung übergehe, muss ich noch schnell meine Neugier befriedigen und schaue nach, in wie weit sich der Hidizs AP60 noch aufpimpen lässt. Der ist nämlich nicht nur ein DAP, sondern auch ein reines Transport-Gerät, das sich theoretisch per externen USB-Wandler erweitern lässt.
Gesagt getan und den Chord Mojo per USB-Kabel angeschlossen. Die Übertragung funktioniert hervorragend und ist damit ein Killer-Upgrade für den Mojo.
Während der Chord Mojo bei mir vorwiegend auf langen Zug-Reisen zum Einsatz kommt, habe ich auf Kurzstrecken – aufgrund der Bequemlichkeit – Bluetooth-Kopfhörer für mich entdeckt. Und jetzt festhalten: der Hidizs AP60 streamt auch noch per Bluetooth im aptX-Standard.
Den Funktionstest führe ich an einem Sony MDR-1000X durch – für mich einer der derzeit besten Bluetooth-Noise-Cancelling-Kopfhörer. Die Signalübertragung funktioniert sauber und unterbrechungsfrei – wie schön ist es doch, sich unterwegs von übermäßigem Trage-Gewicht und Kabeln zu befreien.
Für meinen Hörtest ignoriere ich die Beipack-Kopfhörer und greife direkt zu den 5-Wege-In-Ears Fidue A91 Sirius. Mit einer Ausgangsimpedanz von 0,1 Ohm harmonieren beide Geräte bestens.
Der klangliche ausgewogene Fidue-In-Ear eignet sich sehr gut zum Beurteilen von Audio-Zuspielern. Aber mal ehrlich: Was kann man bei einem DAP für 100 Euro schon großartig falsch machen?
Der Hidizs AP60 klingt sauber in den Mitten mit einer marginalen Betonung im Grundtonbereich von Stimmen und Instrumenten, wodurch er leicht warm und kräftig klingt.
Der Bassbereich reagiert schnell ist aber keineswegs überladen. Gleiches gilt für die Höhen, die Details noch darstellen, dabei aber nicht zu Schärfen neigen. Hier muss es nicht der linearste Kopfhörer als Spielpartner sein. Ein Modell, das an den äußeren Frequenzband-Enden etwas zulegt, ist ebenso empfehlenswert.
Alles in allem nimmt der Hidizs kaum hörbaren Einfluss auf die Wiedergabequalität. Ein Grundrauschen ist auch nach dem Wechsel zwischen verschiedenen Kopfhörern für mich nicht feststellbar, weshalb es auch klanglich nicht an dem DAP auszusetzen gibt.
Hidizs AP60 Preis: 180 Euro
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