Kopfhörer sind heute oft der Einstieg in die Welt des Musikgenusses und gute Qualität gibt’s mittlerweile bereits für wenig Geld. Wer viel auf Reisen ist oder die Anlage zuhause nicht richtig aufdrehen kann/darf, weiß deren Vorzüge zu schätzen.
Einmal einen guten Kopfhörer aufgehabt und die Lieblingsmusik neu entdeckt ist man infiziert. Aus meinem Bekanntenkreis bekomme ich immer mal wieder die Frage gestellt, welchen Kopfhörerverstärker ich denn empfehlen kann. Als Kombi-Lösung für Zuhause und für unterwegs zähle ich gern die Vorzüge des Chord Mojo auf: 768 kHz, DSD, USB, Koax, TOSLINK uvm. Geht’s um den Preis von 600 Euro, schauen mich oft nur fragende Gesichter an: „Dafür bekomme ich doch auch ein Smartphone“.
Nicht jeder, der Musik liebt, ist auch bereit so viel Geld dafür zu investieren. Vor allem nicht, wenn der Preis für den Verstärker, den des Kopfhörers um das 2-3-fache übersteigt. Eine gescheite Lösung brachte Audioquest im Jahr 2012 mit dem Dragonfly auf den Markt: einen D/A-Wandler mit Kopfhörerverstärker für unter 200 Euro. Der und auch der folgende Audioquest Dragonfly V1.2 (Test) hatten nur ein Problem: Sie waren nicht für die Wiedergabe an Mobilgeräten gemacht. Das soll sich nun mit dem Audioquest Dragonfly Black V1.5 ändern. Der folgende Test richtet sich an audiophile Neueinsteiger.
Wozu braucht man eigentlich einen externen D/A-Wandler und Kopfhörerverstärker wie den Audioquest Dragonfly Black V1.5? Ganz einfach: um die Klangqualität, der vorhandenen Geräte zu verbessern. In den meisten Computern und Smartphones sind nur billigste Audiokomponenten verbaut. Ohne Vergleich wird einem das vielleicht nicht stören, hat man jedoch mal einen externen Kopfhörerverstärker gehört, tuen sich Welten auf.
Ein externer DAC (Digital-Analog-Converter) und Kopfhörerverstärker bringen vor allem Vorteile durch einen größeren Signal-zu-Rauschabstand und einer besseren Kanaltrennung. Je nach Kopfhörermodell wird man auch den oft höheren Ausgangspegel schätzen.
Sein Aussehen hat der Audioquest Dragonfly Black V1.5 von seinem Vorgänger geerbt. Der Mini-Wandler ist 12 mm x 19 mm x 62 mm groß und sieht wie ein herkömmlicher USB-Stick aus. Lediglich die goldene Schrift auf der Softtouch-Oberfläche unterscheidet den Neuen vom Alten.
Die erste und gleichzeitig wichtigste Neuerung der Black-Edition: Sie läuft nun auch am Smartphone. Audioquest hat die Leistungsaufnahme des Dragonflys ordentlich gedrückt, sodass der nicht nur stabil, sondern auch noch akkuschonend am iPhone läuft. Einen ganzen Tag hält die Kombi locker durch, trotz Dauerbeschallung via Tidal.
Die Verbindung zwischen den Geräten wird mit dem Camera Connection Kit von Apple hergestellt – ein Verbindungskabel von Lightning auf USB. Das wirkt im ersten Moment nicht ganz grazil, macht unterwegs jedoch keine Probleme und ist deutlich platzsparender als manch andere Smartphone-DAC-Verstärker-Zusammenschlüsse.
Zur Wiedergabe von HiRes-Audiodateien habe ich verschiedene Apps auf dem iPhone installiert: Flac Player, Onkyo HF Player, Teac HR Player, NePlayer, um ein paar davon zu nennen. Wer Musik im MP3-Format oder in CD-Auflösung hört, ist auch mit iTunes gut beraten.
Ein Android-Gerät hatte ich während des Audioquest Dragonfly Black Tests nicht zur Hand. Die meisten davon geben aber auch Audio über ihre USB-Schnittstelle aus. Die Verbindung zum Kopfhörerverstärker wird über ein OTG-Kabel hergestellt. Audioquest hat dafür wohl auch selbst bald eins im Programm.
Der Audioquest Dragonfly Black V1.5 liefert eine Ausgangsspannung von 1,2 Volt und deckt damit eine große Bandbreite an Kopfhörern ab. Mit allen Testmodellen kam der mobile Kopfhörerverstärker bestens zurecht: Vom hauseigenen Audioquest Nighthawk über den Beyerdynamic T5p bis zum Enigmacoustics Dharma D1000. Wer noch mehr Leistung braucht, greift zum ebenfalls neuen Audioquest Dragonfly Red, der eine Ausgangspannung von 2,1 Volt bereitstellt.
Der Dragonfly treibt aber nicht nur Kopfhörer an. Im variablen Ausgangsmodus greift die analoge Lautstärkeregelung, die digital vom Computer angetriggert wird, sodass der Dragonfly auch als Vorstufe für Aktivlautsprecher oder Stereo-Verstärker verwendet werden kann. Im „fixed Mode“ wird die Lautstärke auf Maximum gesetzt, um eine externe Vorstufe anzusteuern.
Die kleine Libelle (engl.: Dragonfly) leuchtet je nach eingehender Samplerate in unterschiedlichen Farben auf. Ein Display wie bei anderen Geräten hat und braucht der kleine Wandler nicht. MP3-Dateien, Musik von Streaming-Diensten wie Spotify oder Tidal und PCM bis 44,1 Kilohertz (kHz) leuchten grün. Von da aus durchläuft der DAC die Farbpalette und findet seinen Höhepunkt in Magenta bei 96 kHz (max. 24 Bit).
Dateien in 192 kHz und DSD versteht er ebenso wie sein roter Bruder nicht. Für die meisten von uns, deren Musiksammlung vor allem aus CD-Ripps, Tidal-Playlisten und HiRes-Downloads bis 96 kHz besteht, sollte der Audioquest Dragonfly Black ausreichen. Weiterer Vorteil: Für Windows-PCs ist wie beim Mac kein Zusatztreiber nötig.
Die Digital-zu-Analog-Wandlung übernimmt ein ESS Sabre 9010 mit 32 Bit Signalverarbeitung und Minimum-Phase-Filter. Der verbaute Microcontroller PIC32MX stammt von Microchip Technologys und soll im Vergleich zum Vorgänger einen besseren Signal-zu-Rauschabstand haben und 77 Prozent weniger Energie verbrauchen.
Der Kopfhörerverstärker und die analoge Lautstärkesteuerung im Audioquest Dragonfly Black wurden vom Vorgänger übernommen. Je Sampleratenstrang steht ein eigener Taktgenerator zur Verfügung.
Neu ist auch die Software, die es bald zum Download über die Audioquest-Homepage gibt. Damit lässt sich die Firmware des Wandlers aktualisieren, sollten neue Entwicklungen eintreffen.
Eines fällt gleich zu Beginn des Hörtests auf: Der Audioquest Dragonfly Black kann richtig laut. Wo leistungshungrige Kopfhörer das iPhone an seine Grenzen bringen, spielt der Dragonfly locker weiter und hat immer noch ausreichend Luft nach oben. Doch nicht nur der Pegel verbessert sich: Musik klingt insgesamt natürlicher und straffer. Der Bassbereich bekommt etwas mehr Dampf und die Höhen klingen weniger dumpf.
An meinem alten iPod Nano läuft der Dragonfly Black übrigens nicht. Das liegt aber nicht an Audioquest sondern geht auf Apples Kappe: Sobald ich das Camera Connection Kit in den Lightning-Anschluss stecke, erscheint die Meldung „Zubehör wird nicht unterstützt“. Am auch nicht mehr ganz neuen iPhone 5 gibt’s dagegen keine Probleme.
Wird der Dragonfly an ein Macbook geklemmt sind die unterschiede zur internen Computer-Soundkarte genauso deutlich: Die Bühne geht weiter auf, die Musik wirkt dynamischer und das Klangbild ist straffer. Der kleine Audioquest ist in allen Punkten erhaben.
Wer in Besitz eines guten Kopfhörers ist und den Klang für überschaubares Geld auf das nächste Level hieven will, ist mit dem Audioquest Dragonfly Black bestens beraten. Natürlich geht auch das noch besser, aber nicht für den veranschlagten Preis. Im Vergleich zu ganzheitlichen Digital Audio Playern überzeugt die Kombination aus Smartphone und Dragonfly durch den vollen App-Zugriff. Ein High-End-Player von Astell&Kern mag vielleicht noch besser klingen, wer jedoch Musik vorrangig über Spotify oder Tidal hört, hat damit das nachsehen. Für audiophile Neueinsteiger mit einem Budget bis 100 Euro gibt es zur Zeit nichts Besseres auf dem Markt.
Audioquest Dragonfly Black Preis: 119,00 EUR
Anzeige