Während viele Noise-Cancelling-Kopfhörer aufgrund der verbauten Technik gerne mal etwas größer Ausfallen, kommt der JBL Live 650BTNC vergleichsweise schlank daher.
Die Ohrmuscheln aus Kunstleder sind nicht rund, sondern leicht in die Länge gezogen. Trotzdem hüllen sie meine Ohren komplett ein und fühlen sich angenehm an.
Ein relativ kräftiger Anpressdruck sorgt bereits ohne aktiviertes Noise-Cancelling für eine solide passive Geräuschunterdrückung. Die drehbaren Ohrmuscheln unterstützen nicht nur DJs beim einseitigen Hören, sondern legen sich so auch bequem um den Hals.
Außerdem lässt sich der Kopfhörer komplett zusammenfalten und platzsparend in der mitgelieferten Tragetasche verstauen. Da passen auch noch das mitgelieferte Ladekabel und das 2,5-mm-auf-3,5-mm-Klinkenkabel rein, falls der Kopfhörerakku einmal schlapp macht.
Die Akkulaufzeit liegt mit 20 Stunden Spielzeit bei aktiviertem Noise-Cancelling auf gutem Niveau. Die Konkurrenz von Sony oder der Dali IO-6 (Test) packen dagegen noch einmal 10 Stunden oben drauf und setzt auf den mittlerweile allgegenwärtigen USB-C-Standard für die Akkuladung.
JBL verwendet dagegen eine etwas betagte Micro-USB-Verbindung – immerhin lädt sich der Kopfhörer dank Quick-Charge-Funktion innerhalb von zwei Stunden wieder auf. Bei deaktiviertem Noise-Cancelling bringt es der JBL Live 650BTNC auf 30 Stunden Spielzeit.
Das Kopfband ist mit Stoff ummantelt und liegt dank Polsterung bequem auf. Die Seitenschienen rasten sauber ein und halten fest genug, um ein versehentliches Verstellen auszuschließen.
Verarbeitung und Tragekomfort gefallen angesichts des Preises. Nut auf die omnipräsenten Herstellerlogos an den Seiten und auf dem Bügel könnte ich verzichten. Das scheint aber ein herstellerübergreifender Trend zu sein.
Zur Verbindung mit Musikabspielgeräten setzt der JBL Live 650BTNC auf den Bluetooth-4.2-Standard. Darüber hinaus lässt sich der Kopfhörer mit mehreren Geräten koppeln, um so etwa schnell von einem Video auf dem Computer zum Telefonat auf dem Smartphone zu wechseln – JBL nennt das Multi-Point-Verbindung.
Die verbauten Mikrofone dienen aber nicht nur für Telefonanrufe, sondern steuern auch Sprachassistenten auf dem Smartphone wie Apples Siri. JBL setzt aber noch einen drauf und stattet seinen Bluetooth-Kopfhörer zusätzlich mit integrierten Sprachassistenten aus – namentlich Amazon Alexa und Google Assistant.
Um diese zu nutzen, einfach die App „My JBL Headphones“ aus dem Android- oder iOS-Store laden und dem Setup-Prozess folgen. In der Praxis muss man sich für einen der beiden Dienste entscheiden. Zum aktivieren einfach die berührungsempfindliche Ohrmuschel auf der linken Hörerseite antippen.
Anschließend lassen sich Google und Alexa nach beliebigen Dingen befragen. Der Google Assistant liest zum Beispiel auf Wunsch Nachrichten vor oder sagt Wetterinformationen anhand des Standorts an.
Eingespart wurde dagegen bei der Bedienung am Kopfhörer. Auf eine Touch-Steuerung müssen wir verzichten. Zur Wiedergabesteuerung, dem Zuschalten des Noise-Cancellings und für die Bluetooth-Verbindung halten Hardware-Tasten her. Die lassen sich dafür „blind“ ertasten und führen ebenso schnell zum Ziel.
In der „My JBL Headphones App“ befinden sich neben der Noise-Canceling-Funktion auch vorgefertigte Equalizer-Einstellungen. Wer es etwas Bass- oder Höhenbetonter mag, greift zum entsprechenden Preset.
Eigene Setting lassen sich mithilfe eines visualisierten Frequenzbandes erstellen und abspeichern. Darüber hinaus spielt die App auch Updates ein, die dann via Bluetooth auf den Kopfhörer übertragen werden.
Eine Bluetooth-Verbindung zwischen dem JBL Live 650BTNC und meinem iPhone ist in nur wenigen Schritten über das Smartphone-Menü hergestellt. Ist der Google Assistant bereits installiert, übernimmt der die Gerätekopplung.
Bereits ohne Musikwiedergabe und mit deaktiviertem Noise-Cancelling funktioniert die passive Geräuschunterdrückung erstaunlich gut. Umgebungsgeräusche werden spürbar abgesenkt.
Für Gespräche im Büro und auf dem Weg zur Arbeit schalte ich aber doch das Noise-Cancelling ein, das mich vom typischen Alltagslärm effektiv abkapselt. Nur bei statischen Geräuschen könnte der Kopfhörer noch effizienter sein. Die lassen sich ein Stück weit mit laufender Musik überdecken.
Eine Notlösung ist, wie jedem Kopfhörer, die Lautstärke einfache weiter aufzudrehen. Hier gibt sich der JBL äußerst Pegelfest und verstärkt die Musik auch über den Maximalpegel des Smartphones weiter hinaus.
Klanglich präsentiert sich der JBL Live 650BTNC mit einer guten Auflösung, die nicht selbstverständlich für einen geschlossenen Kopfhörer ist. Bässe spielen kräftig und tief, ohne dabei deutlich in den Vordergrund zu drängen. Die unteren Mitten bieten eine angenehme warme Färbung. Der allgemein Klangabdruck ist als modern zu definieren.
Wer in lauter Umgebung oder aufgrund musikalischer Präferenzen noch mehr Tieftonvolumen braucht, aktiviert den Bass-EQ via App. So treten Basslinien und tiefe Synthi-Flächen weiter hervor. Für mehr Neutralität ist dagegen das Standard-Setting zu empfehlen.
Der JBL Live 650BTNC bietet viel Gegenwert zum vergleichsweise günstigen Preis. 20 Stunden Akkuleistung mit aktiviertem Noise-Cancelling bringen einen fast durch den ganzen Tag. Dabei blendet die Geräuschunterdrückung die Umgebung durchaus effektiv aus. Mit den Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa hebt sich der Kopfhörer ab. Der Rotstift wurde bei der USB-Verbindung und der Bedienung angesetzt. Wer auf Touch-Steuerung und USB-C verzichten kann, erhält hier einen sehr guten Kopfhörer zum fairen Preis.
JBL Live 650BTNC Preis: 199 Euro
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