Drei Plattenspieler hat Elac bereits im Programm: das Spitzenmodell Miracord 90 für einen Preis 2.500 Euro, den Einsteiger Elac Miracord 50 (Test) für 500 Euro und die gehobene Mittelklasse Miracord 70 für 1.200 Euro. Letzterer wird nun vom Elac Miracord 60 abgelöst, den es zum Preis von 1.000 Euro zu haben gibt.
Jetzt könnte man meinen, dass Elac einfach auf den Vinyl-Trend aufspringt und den Markt mit OEM-Produkten mit dem Kieler-Logo überschwemmt. So ist das nicht. Denn Elac ist in dem Bereich bereits seit den 1950er Jahren aktiv und war in dieser Zeit einer der weltweit größten Produzenten für Plattenspieler. Erfahrung haben die Kieler also mehr als genug – und die fließt auch in den Miracord 60 ein.
Der Elac Miracord 60 basiert auf einem MDF-Chassis mit schwarz glänzender Kunststoffoberfläche und gebürsteten Aluminiumrahmen. Das sieht schick aus und verleiht dem Plattenspieler eine edle Optik.
Im Zentrum des Geschehens steht der 22-mm-starke Plattenteller aus Aluminium, der mit einer Filzauflage kommt und sich um eine Edelstahlachse dreht. Der flache Antriebsriemen liegt bereits um den Teller – also zum Start nur noch über Achse und Motor ziehen.
Die Antriebsgeschwindigkeit des Gleichstrommotors – entweder mit 33 U/Min oder 45 U/Min – ist schnell am Drehknopf eingestellt und wird anwenderfreundlich vom Plattenspieler per Microcontroller überwacht.
Das separate Steckernetzteil dockt am Rücken des Elac Miracord 60 an, wo auch der Cinch-Ausgang und die Masse für einen externen Phono-Vorverstärker sitzen. Ein Phonokabel gehört nicht zum Lieferumfang, hier lässt Elac den Nutzer*innen Entscheidungshoheit.
Gleiches Spiel beim Tonabnehmer – auch der ist nicht im Paket enthalten. Natürlich hätte Elac das Standard-AT95Eer beilegen können. Das hätte allerdings den Preis erhöht und wird am Ende doch nur gegen ein höherwertigeres System ausgetauscht.
Der Abtaster der Wahl (MM oder MC) wird über die anschraubbare Headshell mit dem Karbon-Tonarm verschraubt. Gegengewicht und Antiskating lassen sich anhand der Skalen leicht einstellen.
Unabhängig des Tonabnehmers und des Phono-Vorverstärkers liefert der Elac Miracord 60 ein dynamisches Klangbild mit vielen Details und einer deutlichen Bühnenzeichnung.
Andere Klassenvertreter der 1.000-Euro-Liga kommen gern einmal etwas überschwänglich daher. Der Elac ist dagegen mehr von der ruhigen und neutralen Gangart, weiß sich bei Bedarf aber trotzdem durchzusetzen.
Das gefällt etwa bei ernster Musik. Der wellenartige Orchesterauftritt in Wagners Ouvertüre der Fliegende Holländer springt von Gänsehaut zu Herzattacke, dank der straffen Dynamikfähigkeiten des Miracord 60.
Gleiches Bild bei Rachmaninoffs sinfonischen Tänzen – erst arbeitet der Elac ein Husten unter den Zuhörern und das leise Rascheln der Notenblätter fein heraus, bevor er schlagartig und impulsiv das Gewitter der Kesselpauken an den Verstärker übergibt.
Über so viel Dynamik würde ich mich bei den meisten aktuellen Pop-/Rock- und Elektrotiteln freuen. Aber auch hier holt der Miracord das beste heraus, mit Feinzeichnung zwischen den Instrumenten und deutlich gezeichneten Konturen im Bass.
In der aufgerufenen Preisklasse, weiß der Elac also mehr als zu überzeugen und im Blindtest hätte ich wahrscheinlich auf ein deutlich höheres Preisschild getippt. Oft ist es aber so, dass je höher der Preis, desto marginaler die klanglichen Unterschiede.
Sicher überzeugen echte High-Ender, wie das hauseigene Spitzenmodell Miracord 90, mit zusätzlicher Stabilität und noch mehr Laufruhe, der Plattenteller des Miracord 60 singt ganz leise mit.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der 60er eine außergewöhnlich gute Performance abliefert, die sich je nach Tonabnehmer noch weiter steigern lässt. Hier hilft ein wenig experimentieren, wobei der Händler des Vertrauens gerne zur Seite steht.
Damit ist das Feintuning eines Plattenspielers immer ein bisschen aufwendiger als ein All-in-One-Digitalsystem. Schlussendlich steigert das aber die Lust am Hören und man erhält sein ganz persönliches System.
Der Miracord 60 von Elac erfüllt die Erwartungen: Er ist schick, funktional und benutzerfreundlich. Im Klang gefällt er mit Dynamik und Detailreichtum und bildet die perfekte Ausgangslage zur Individualisierung. Je nach Tonabnehmer, ob MM oder MC, ob für 200 Euro oder 2.000 Euro – hier bleibt viel Platz zum Experimentieren. Wer (wieder oder neu) mit analog beginnt, wird mit dem Miracord 60 jede Menge Spaß haben.
Elac Miracord 60 Preis: 999,00 EUR
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