Kaum bringt Fostex die MKIII-Version seiner bekannten Kopfhörer-Reihe RP heraus, steht auch schon eine neue Serie an. Völlig eigenständig, ohne Vorgänger, dafür mit starken Anleihen an die Kopfhörer Fostex T50RP mk3 und Co präsentieren sich die TR-Modelle. Wieder gibt es drei Modelle und wieder unterscheiden sie sich fast ausschließlich anhand ihrer Gehäuse-Ausführung. Wir haben den halboffenen, den geschlossenen und den offenen Kopfhörer Fostex TR-90, Fostex TR-80 und Fostex TR-70 exklusiv im Test.
An der Verarbeitung der drei Kopfhörer aus der Fostex TR-Serie gibt es nichts zu beanstanden. Die Kopfbänder sind sauber vernäht, die Ohrpolster schließen gut an die Ohrschalen an und die Verstellbügel aus Metall laufen mit angenehmen Widerstand in ihren Kunststoff-Aufhängungen.
Mit rund 300 Gramm Gewicht schaffen die Kopfhörer Fostex TR-90, Fostex TR-80 und Fostex TR-70 den Spagat zwischen wertiger Anfassqualität und angenehm leichten Sitz.
Einziger Kritikpunkt: Die Ohrmuscheln lassen sich nur auf horizontaler Ebene neigen, jedoch nicht nach vorn beziehungsweise hinten. Dies bereitet mir ein paar Probleme beim optimalen Sitz.
In Sachen Tragekomfort habe ich gemischte Gefühle mit der TR-Serie. Zunächst zum Positiven: Das Kopfband ist gut gepolstert und liegt aufgrund des geringen Gesamtgewichts angenehm auf meinem Kopf auf. Die Bügel erlauben eine sehr genaue Anpassung an die Kopfgröße und sollten daher den individuellen Anforderungen verschiedener Kopfmaße gerecht werden.
Jetzt zur Kritik: Die Ohrpolster liegen bei mir etwas zu stark auf den Wangenknochen auf. Das macht sich zwar nicht in unangenehmen Druck bemerkbar, fühlt sich allerdings unnatürlich an. Durch die fehlende Neigbarkeit der Ohrmuscheln kann ich diese auch nicht optimal an meinen Kopf anpassen. Das Ergebnis: Die Kopfhörer Fostex TR-90, Fostex TR-80 und Fostex TR-70 schließen nicht komplett mit meinen Ohren ab.
Dies kann bei Dir natürlich komplett anders ausfallen und auch auf den Klang wirkt sich das bei mir nicht aus. Kopfhörer sind immer wieder eine sehr individuelle Angelegenheit.
Im Gegensatz zur RP-Serie verzichten die der TR-Serie auf die Regular-Phase-Technologie, die auf dem orthodynamischen Treiberprinzip aufbaut. Sparmaßnahme oder bewusste Entscheidung? Die Kopfhörer Fostex TR-90, Fostex TR-80 und Fostex TR-70 arbeiten jeweils mit dynamischen 40-Millimeter-Treibern, dem gängigen Wandler-Standard für Kopfhörer und Lautsprecher.
Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal ist der Grad der Gehäuseöffnung an den Ohrmuscheln. Der Fostex TR-70 ist ein offener Kopfhörer, der Fostex TR-80 geschlossen und der Fostex TR-90 halboffen.
Die Kopfhörer-Serie wird in zwei Versionen angeboten: als 80 Ohm- oder als 250-Ohm-Variante. Mir liegen die 80-Ohmer vor, die etwas gutmütiger mit der Wahl des Verstärkers umgehen und auch mal am Smartphone laufen. Dennoch empfehle ich zu den Fostex-Kopfhörern prinzipiell einen externen Kopfhörerverstärker. Bei den 250-Ohm-Versionen – die vorrangig für kritisches Hören im Tonstudio und hochwertigen HiFi-Systemen gemacht sind – kommt man daran sowieso nicht vorbei.
Die Kopfhörer werden mit zwei Kabelvarianten ausgeliefert, die sich problemlos austauschen lassen. Das gerade Kabel und das gewundene Spiralkabel sind jeweils 3 Meter lang und kommen mit 3,5-Millimeter-Klinkensteckern auf beiden Seiten. An den unteren linken Ohrmuscheln der drei Kopfhörer befinden sich Verschlussmechanismen, die das gesteckte Kabel sicher im Kopfhörer halten.
Dem Lieferumgang liegen weiterhin Adapter-Stecker auf große Klinke, eine einfache Transporttasche und zwei verschiedene Ohrpolster (normal, dick) bei.
Ich starte meinen Hörtest mit dem halboffenen Kopfhörer Fostex TR-90, der mir vom Start weg sehr gut gefällt. Der Bassbereich ist ausgeglichen, dynamisch und unterstützt den Gesamtklang positiv. Der Hochtonbereich wird von dem Kopfhörer gut herausgearbeitet und klingt dadurch leicht hell, ohne merklich zu übertreiben.
Stimmen passen sich gut in den Mix ein und weisen eine leichte S-Laut-Betonung auf. Diese neigt aber nicht zu übertriebener Schärfe, sondern eher zu einer präsenteren Artikulation, wodurch sich der Darbietung git folgen lässt. Ähnliches gilt für verzerrte E-Gitarren, welche die Musik gut vorantreiben und rockig klingen.
Die Bühnendarstellung ist nicht übermäßig breit, dafür schön differenziert und lässt einzelne Instrumente aus dicht gewebten musikalischen Arrangements gut lokalisieren. Trotz der halboffenen Bauweise lässt der Fostex TR-90 nur minimal Geräusche nach außen durch, weshalb er sich universell Einsätzen lässt.
Der ausgeglichene Klang eignet sich für alle Arten von Musik, von Klassik, über Elektro bis zu Rock und Pop. Wer einen Allrounder sucht, wird hier fündig.
Im direkten Vergleich zum TR90 bringt der offene Kopfhörer Fostex TR-70 deutlich mehr Tiefgang mit. Der Bass ist vordergründiger und stellt Bassgitarren knorrig dar. Dadurch erhält Musik zusätzlichen Groove, der ihr je nach Genre zugutekommt. Nur in einigen Passagen spielt sich der Bass etwas zu sehr in den Vordergrund. Instrumente werden dabei aber kaum verdeckt.
Den Hang zur gesteigerten Höhendarstellung behält sich auch der Fostex TR-70 bei, obwohl dieser aufgrund der Bass-Performance etwas geringer ausfällt. S-Laute werden weniger herausgestellt, wodurch Stimmen einen Schritt weiter zurück in den Gesamtmix treten. Die Bühnendarstellung wirkt noch etwas intimer als bei der halboffenen Variante.
Das kräftige Fundament mit dynamischer Basswiedergabe ist vor allem für genussvolles Hören gemacht. Beim Fostex TR-70 verschiebt sich etwas die Neutralität, weshalb er nicht unbedingt für realitätsnahe Klassik-Aufnahmen gemacht ist. Wer hingegen auf kräftige Bässe steht, die nicht unnatürlich wirken, sondern der Musik etwas mehr Schub verleihen, könnte am Fostex TR-70 seinen Gefallen finden.
Der geschlossene Kopfhörer Fostex TR-80 bietet die lebendigste Wiedergabe aus der neuen TR-Serie. Rock-Gitarren spielen sehr crunshig auf und treiben die Musik spürbar voran. Der Bass tritt mehr in den Hintergrund und lässt Gesangsstimmen mehr Platz. Dadurch kommen Hallräume deutlicher zur Geltung, die bis zu den unteren Mitten eine gute Tiefenwahrnehmung bieten.
Der Kopfhörer sorgt vor allem für eine mitreisende Wiedergabe, die mir sehr gut gefällt. Entspanntes Nebenbei-Musikhören ist hier eher nicht möglich: Der geschlossene Kopfhörer fordert hohe Aufmerksamkeit.
Der Fostex TR-80 eignet sich vor allem für moderne Musik, wie schnelle Rock- und Pop-Titel. Elektronik-Fans werden etwas den Bass vermissen, für Klassik-Hörer ist er zu unausgewogen. Dafür liefert er den größten Spaß-Faktor, der die Kopfhörer-Sammlung sinnvoll ergänzen kann.
Zugegeben: Anfangs hatte ich einige Vorurteile gegenüber der neuen Fostex-Kopfhörer-Serie. Das Design erinnerte mich zu sehr an die kürzlich getesteten RP-Modelle. Der Austausch der Regular-Phase-Technik mit dynamischen Treibern wollte mir nicht ganz schmecken.
Der Hörtest hat mich jedoch schnell eines besseren belehrt. Klangliche Anlehnungen an die RP-Serie sind hörbar, trotzdem bringen der Fostex TR-90, der Fostex TR-80 und der Fostex TR-70 ihren eigenen Klangcharakter mit. Dieser ist etwas dynamischer geprägt und hat mehr Biss. Ich würde der RP-Serie die Arbeit im Tonstudio überlassen und die TR-Modelle in im HiFi-System einsetzen.
Fostex TR-70 / TR-80 Preis: 223 Euro
Foster TR-90 Preis: Preis nicht verfügbar
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