Das sieht schon witzig aus, wenn man die dicken Monoblock-Endstufen und den Vorverstärker aus dem HiFi-Rack ausbaut und gegen den kleinen Nubert nuConnect ampX eintauscht. Der Mini-Stereo-Verstärker wiegt gerade einmal 2,6 Kilogramm und soll laut Datenblatt konstant 2x 110 Watt Leistung an 4 Ohm abgeben.
Glaubt man dem Hersteller, treibt der Winzling sogar die Nubert-Großformate nuVero 170 und die Rundumstrahler nuPyramide 717 an. Etwas alltagstauglicher erscheint mir unser Test-Set-up mit den Regallautsprechern Nubert nuVero 30.
Alle vereint sicherlich der Spaß am neuen Formfaktor. Mit knapp 23-cm-Seitenlänge bis zu den Anschlüssen ist der Nubert nuConnect ampX nahezu quadratisch und verschwindet unauffällig in jedem Regal.
Muss er aber nicht: Denn mit seinem schwarz-eloxierten Aluminium-Gehäuse und dem gestochen scharfen OLED-Display sieht er auch frei aufgestellt schick aus.
Das Anschlussfeld bietet einen Stereo-Cinch-Eingang, einen Zugang zum Phono-Vorverstärker für Plattenspieler mit MM- oder MC-Tonabnehmer sowie zwei optische und zwei koaxiale Digitaleingänge. Einen Kopfhörer-Anschluss gibt es nicht. Dafür einen Koaxial-Ausgang, der bei Bedarf einen externen Kopfhörerverstärker füttert.
Analogsignale werden direkt Digitalgewandelt und bleiben in der Digitaldomäne bis kurz vor den Lautsprecherbuchsen. In Ruhephasen schaltet sich der Verstärker – bei aktivierter Auto-Power-Funktion – automatisch aus. Sobald ein Signal eingeht, wacht er dann im zuletzt gespielten Eingang wieder auf.
Fernseher können via HDMI den Ton zuspielen. Dazu findet im USB-A-Ladeanschluss der mitgelieferte HDMI-Adapter Platz. Dank Audiorückkanal (ARC) klappt auch die Lautstärkeregelung per TV-Fernbedienung.
Über die USB-B-Buchse meldet sich der Nubert nuConnect ampX als Soundkarte am Computer an. Dann empfängt er Musikdateien mit einer Auflösung bis zu 24 Bit und 192 Kilohertz (kHz) oder spielt den Ton von Video-Apps wie Netflix oder YouTube.
WLAN beherrscht der Nubert-Verstärker nicht. Dafür Bluetooth 5.0 als Stream vom Smartphone, Tablet oder Computer. Das klappt mit den Audio-Codecs aptX-HD und AAC, ohne erkennbare Qualitätseinbußen.
Wie alle Nubert-Produkte mit einem “X” im Namen unterstützt der Mini-Stereo-Verstärker auch den X-Connect-Funkstandard. Dieser ermöglicht das Senden und Empfangen von Audiosignalen mit kompatiblen Produkten aus dem Nubert-Multiroom-System – zum Beispiel den Nubert nuPro X-6000 (Test).
Die Übertragung erfolgt im Frequenz-Hopping-Verfahren auf einem von drei Bändern, hochauflösend in 24 Bit und 192 kHz. Dabei werden auch Laufzeitunterschiede zwischen den Geräten ausgeglichen für eine synchrone Wiedergabe.
Damit ist der Nubert nuConnect ampX nicht zwingend auf Passivlautsprecher wie unsere Nubert nuVero 30 angewiesen. Er steuert auch Aktivlautsprecher der nuPro-X-Serie und den Subwoofer Nubert nuSub XW-700 (Test) kabellos im gleichen oder in einem Nebenraum an.
Lautstärkeeinstellung und die Wahl der Musikquelle erfolgen über den großen Alu-Drehtaster neben dem Display auf der Vorderseite. Oder über die wertige Fernbedienung mit Metallgehäuse und griffigen Tasten. Diese bietet auch eine schnelle Anpassung der Mitten und Höhen oder der Bässe unter Einbehaltung der Balance.
Im Menü findet sich zusätzlich ein grafischer 5-Band-Equalizer zur genaueren Klanganpassung. Außerdem bietet eine wählbare Loudness-Funktion eine automatische Angleichung des Basspegels unter hörphysiologischen Aspekten.
Der Wide-Regler liefert eine Verbreiterung der Stereo-Basis in vier Stufen. Alle Einstellmöglichkeiten bietet grafisch ansprechend aufbereitet auch die Nubert nuRemote App für Android- und Apple-Systeme.
Damit sind noch weitere Einstellungen möglich, etwa die Begrenzung der Bassausgabe oder das Setzen der Grenzfrequenz, falls ein Subwoofer am Nubert-Vollverstärker hängt.
Die iOS-Anwendung bietet darüber hinaus die Möglichkeit, den Klang an die Raumakustik anzupassen, ähnlich der Trueplay-Einmessung von Sonos.
Der Nubert nuConnect ampX gibt dazu ein rauschendes Testsignal wieder, das Mikrofon im Smartphone oder Tablet erfasst derweil, wie Verstärker, Lautsprecher und Raum zusammenspielen.
Sind Raummoden vorhanden und bestimmte Bassfrequenzen über- oder unterrepräsentiert, regelt die App nach und speichert die Einstellungen im HiFi-Verstärker. Die ermittelte Tuning-Kurve lässt sich auf einen der drei Preset-Tasten ablegen und so schnell zwischen Original und Kalibrierung wechseln.
Die Anwendung beschränkt sich dabei auf tiefe Frequenzen bis 160 Hertz. In dem Bereich sind die Raumeinflüsse auf den Klang am stärksten.
Mit Android-Geräten funktioniert die X-Room-Calibration leider nicht, weil sich Hardware und Mikrofone zwischen den Produkten zu sehr unterscheiden.
Android-Nutzer/innen können die Klanganpassung mit einem geliehenen iOS-Gerät vornehmen, solange keine Veränderung am Wiedergabesystem oder an der Raumeinrichtung stattfindet. Die Raumeinmessung ist nur einmal erforderlich und wird im Nubert-Verstärker gespeichert.
Der Nubert nuConnect ampX klingt schön ausgeglichen, detailreich und mit straffen Bässen. Dabei gibt es nur wenig Eigenklang, stattdessen ungefärbte Stimmen und eine präzise Raumdarstellung, getreu dem Firmenmotto der ehrlichen Wiedergabe.
Je nach Raum und Lautsprecheraufstellung ist der Effekt der Klangeinmessung deutlich. Der Bass wird nicht lauter oder leiser – das regelt der Equalizer, die X-Room-Calibration-Technik füllt offene Frequenzlücken und senkt Überlagerungen ab. Im Fachjargon nennt man das Bassentzerrung.
Selbst im akustisch optimierten Hörraum steigert das die Detailzeichnung und Durchhörbarkeit im Frequenzkeller. Ein sauberer Bass entspannt auch die Wiedergabe von Mitten und Höhen. Zuvor durch Raummoden überdeckte Töne werden dann wieder hörbar.
So kann man bedenkenlos aufdrehen und selbst größere Räume beschallen. Verzerrungen und Eigenrauschen waren im Test des Nubert nuConnect ampX nicht hörbar. Auch nicht auf niedrigem Lautstärkepegel – hier sorgt die Loudness-Funktion mit intelligenter Bassanhebung für eine gerhörrichtige Anpassung der Wiedergabe.
Viel Spaß hat die Wide-Funktion gemacht. Der Effekt der Stereo-Verbreiterung ist frappierend. Zwar geht das etwas auf Kosten der Neutralität – Höhen und zentral platzierte Instrumente rücken in den Vordergrund, Filme und Serien profitieren dagegen von einer überdimensionalen Wiedergabe.
Wenn HiFi neue Zielgruppen erschließen will, dann bitte mit diesem Verstärker. Der nuConnect ampX kommt mit zahlreichen Anschlüssen wie Phono für den Plattenspieler, HDMI für den Fernseher oder USB für den Computer. Dank unverfälschtem Klang taugt er zum ausgiebigen Musikhören. Straffe Bässe verleihen Actionfilmen Nachdruck. Und die Raumeinmessung macht den Klang sogar noch besser. Außerdem ist der nuConnect ampX Teil des Nubert Multiroom-Systems. Für rund 700 Euro Verkaufspreis geht es kaum besser. So macht HiFi richtig Spaß.
Nubert nuConnect ampX Preis: 695 Euro
Spar-Paket nuVero 30 Edition: 1.822 Euro
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