Noch ein Test zum Meridian Explorer 2 – den gab‘s doch vor zwei Jahren schon einmal? Ja, damals allerdings noch nicht mit dem noch jungen Dateisystem MQA. Für das Dateiformat war der kompakte Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler im 10-Zentimeter-Format zwar schon vorbereitet, allerdings fehlte es schlichtweg noch an MQA-Dateien.
Heute sieht die Sache schon ganz anders aus: Die Major-Labels Warner Music und die Universal Music Group veröffentlichen ihre Musikkataloge nach und nach auch in MQA, HD-Audioplattformen bieten entsprechende Dateien zum kostenpflichtigen Download an und der Musikstreaming-Dienst Tidal hat das Kompressionsverfahren unter dem Begriff „Tidal Masters“ integriert.
Wer nun in den Genuss dieser Studio-Master-Files im schlanken Dateigrößen-Mantel kommen will, braucht dazu einen entsprechenden MQA-Decoder, wie eben den Meridian Explorer 2.
In der Praxis verbinde ich den faustgroßen Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler über das mitgelieferte USB-Kabel mit meinem MacBook – da das nur noch einen einzelnen USB-C-Anschluss hat, muss ich noch einen Adapter, hier den Minix Neo C, dazwischen klemmen.
Auf der gegenüberliegenden Seite des geschwungenen Alublocks von Meridian mit rutschfester Gummisole finde ich einen Kopfhöreranschluss mit einem Ausgangsimpedanzwert von 0,47 Ohm und einen zweiten Analogausgang (fixed, 2 V RMS) im 3,5-Millimeter-Klinkenformat zur Kopplung mit der nächstgelegenen Stereoanlage.
Wie bei jedem neuen Digitalprodukt checke ich auch den Meridian Explorer 2 zunächst auf seine Aktualität. Über die kostenfreie Software „Meridian USB Uploader“ lässt sich die installierte Firmware prüfen. Mit Version v1717 bin ich auf dem neuesten Stand. Einen regelmäßigen Check empfehle ich auch allen Bestandskunden.
Wie üblich installieren sich Windows-Nutzer vor der ersten Inbetriebnahme noch den passenden Audiotreiber von Meridian, während Mac-User Class-Compliant, also Treiberlos starten.
Für meinen Hörtest schmeiße ich zunächst den Synology-Audioserver an, auf den ich über die Roon-Software am MacBook zugreife. Dann starte ich mit ein paar „einfachen“ 24-Bit/192-Kilohertz-Dateien im WAV- und FLAC-Format, deren Auflösung mir der Meridian Explorer 2 über drei leuchtende LEDs auf dem Gehäuse bestätigt.
Die Lautstärkesteuerung geschieht rein analog, direkt an der Quelle, dem Computer.
Klanglich präsentiert sich der DAC nach wie vor sehr ausgewogen mit angenehmer Präsenz, ohne im Tieftonbereich dick aufzutragen – kein Schönmaler, eher ein Neutralist. Im direkten Vergleich zur Onboard-Soundkarte am Computer tun sich Welten auf: Der Meridian Explorer 2 klingt offener, Druckvoller und sauberer. Das liegt nicht zuletzt am deutlich größeren Signal-zu-Rauschabstand und dem besseren Dynamikverhalten.
Ein direkter Konkurrent unter den kompakten MQA-Wandlern ist der Audioquest Dragonfly – tatsächlich klingt dieser etwas wärmer im Grundtonbereich und verleiht Musik mehr Fülle. Das mag schlanken Kopfhörern besser stehen, während sich der Meridian Explorer 2 vor allem mit kräftigen und charakterstarken Modellen versteht.
Der Unterschied zwischen MQA-Decoding und Standard-Auflösung lässt sich nur schwer beschreiben: Es tun sich keine Welten zwischen den Formaten auf, aber eine gewisse Klangänderung ist durchaus hörbar. MQA-Material klingt vielleicht noch etwas analoger, detailreicher und weniger steril, um sich den alten HiFi-Floskeln zu bedienen.
Um sich selbst von den Möglichkeiten des MQA-Formats zu überzeugen bietet das norwegische Plattenlabel 2L unter http://www.2l.no/hires/index.html gleich mehrere Titel in verschiedenen Formaten und Auflösungen kostenlos zum Vergleich.
Wer mit seinem aktuellen System keinen Unterschied hört, darf den Meridian Explorer 2 ruhig in Erwägung ziehen. Im Blindtest ließen sich MQA-Dateien von PCM-Material eindeutig unterscheiden.
Der Markt für kompakte D/A-Wandler war noch nie so dicht besetzt wie heute, doch fast kein Hersteller wagt es, einen Decoder für das Dateiformat MQA zu integrieren. Meridian war der erste und zeigt mit dem Explorer 2, dass hochwertige Musikwiedergabe auch zu schmalen Preis funktioniert. Für Computer-Audiophile, die gerne Reisen, der perfekte Begleiter.