Das Beste aus allen Welten, – so könnte das Leitmotiv bei der Entwicklung des Marantz Model 40n gelautet haben. Sein Aussehen, seine Robustheit und seine musikalische Leichtigkeit hat der Stereo-Vollverstärker mit Streamingfunktion unabsprechbar vom großen Bruder Model 30 geerbt.
Gleich sind die abgesetzten Frontpartien mit dem ikonischen Bullaugen-Display und den klassisch geformten Drehreglern. Eine Ebene tiefer sorgen zwei Leuchtstreifen für einen 3-D-Eindruck bei seitlicher Betrachtung.
Das Schachbrettmuster auf der Hauptplatte ist ein weiterer Blickfang und könnte sich zum neuen Erkennungsmerkmal von Marantz-Produkten entwickeln. Denn das greifen auch die 2022er AV-Receiver aus der Cinema-Reihe auf.
Satte 17 Kilogramm Gewicht bringt der Model 40n auf die Waage und vermittelt schon beim Auspacken Wertigkeit. Der Gehäusemantel besteht aus 1,2 Millimeter dicken Stahlplatten und ist in alter Tradition in Silber-Gold oder Schwarz erhältlich. Unterm Strich schön minimalistisch, aber auch martialisch. Definitiv kein Gerät, das man im Sideboard verstecken will.
Den Eindruck vermittelt auch die zugehörige Infrarot-Fernbedienung. Die steuert gleich mehrere Geräte wie den CD-Player CD60. Damit alle relevanten Funktionen darauf unterkommen, ist die mit 23 Zentimetern entsprechend Lang. Dank schlanker Bauform, ihrem hohen Gewicht und einem Metallgehäuse liegt die trotzdem angenehm in der Hand.
Die Anwahl der Streamingfunktionen des Vollverstärkers gelingt über die Heos App.
Das kleine „n“ in der Produktbezeichnung lässt auf Streaming- bzw. „Network“-Funktionen schließen. Die hat der Model 40n unter anderem vom Stereo-Vollverstärker Marantz PM7000n mit Heos built-in geerbt.
Das Multiroom-System wurde ursprünglich für die Schwestermarke Denon entwickelt, ist mittlerweile aber genauso in allen Streaming-fähigen Geräten von Marantz enthalten.
Die Streamingplattform beinhaltet neben Internetradio die Musikdienste Amazon Music, Deezer, Soundcloud, Spotify Connect und Tidal. Mehrere Heos-kompatible Produkte (z.B. Denon Home 150) lassen sich per App zu einer gemeinsamen Wiedergabegruppe zusammenschalten. So lässt sich auch der TV-Ton oder ein Plattenspieler am Model 40n an ein anderes Gerät weiterleiten.
Außerdem unterstützt der Vollverstärker das DLNA/UPnP-Protokoll für HiRes-Streaming von lokalen Netzwerkfestplatten, AirPlay 2 zur Audioübertragung in CD-Qualität und Bluetooth als bequemste Übertragungsvariante.
Anschlussvielfalt ist eine weitere Marantz-Stärke – man denke nur an die zahlreichen AV-Receiver der Marke. Von denen hat der Model 40n den HDMI-ARC-Anschluss übernommen und macht den Vollverstärker auch zum TV-Receiver.
Neben TOSLINK- und Koaxial-Digitaleingängen, die den Verstärker bei eingehendem Signal aktivieren, bietet das Anschlussfeld mit einem USB-A-Anschluss auch Massenspeichern (FAT32, NTFS) Platz.
Dem anhaltenden Vinyl-Hype wird der Model 40n mit einem MM-Phonoeingang gerecht. Für Kopfhörer – selbst mit hohen Impedanzen – gibt es einen 6,3-mm-Klinkenanschluss an der Gerätefront.
Unter der Haube des Marantz Model 40n setzt der Hersteller auf die eigenentwickelten Hyper Dynamic Amplifier Module (HDAM). Dabei handelt es sich um Marantz‘ Platinen-Alternative mit diskreten Bauteilen, die mehr Klangqualität bei geringen Rauschwerten verspricht.
Der Stereo-Verstärker arbeitet in Class-AB-Technik mit einer Ausgangsleistung von 70 Watt pro Kanal an 8 Ohm und 100 Watt pro Kanal an 4 Ohm Widerstand. Den Antrieb übernimmt ein mächtiger Ringkerntrafo. Ein kleines Schaltnetzteil versorgt das Netzwerkmodul und die Steuerschaltungen für den Ruhezustand.
Beide sitzen im linken Gehäuseteil, mittig die Endstufen und am rechten Geräterand befinden sich Vorverstärkerschaltungen, das Plattenspielermodul und der D/A-Wandler in Form eines ESS Sabre ES9016K2M Chip. PCM-Signale verarbeitet der mit einer Auflösung von 24 Bit und 192 Kilohertz, DSD-Signale mit bis zu 11,2 MHz.
Im Einstellungsmenü stehen uns zwei Rekonstruktionsfilter zur Wahl. Der erste erinnert uns mehr an den originalen musikalischen Marantz-Klang. Filter 2 scheint etwas cleaner, moderner abgestimmt. Die und der Griff zu den Bass- und Treble-Reglern auf der Vorderseite können eine Aufnahme schon ganz schön in die gewünschte Richtung lenken. Es lohnt sich in jedem Fall, damit zu experimentieren.
Wir starten unseren Hörtest mit Rachmaninows sinfonischen Tänzen. Diese Aufnahmen haben wir sowohl auf CD als auch als Hi-Res-Datei auf einem Netzwerkserver. Die Disc landet im Marantz CD60, der Stream via Heos built-in direkt im Model 40n.
Der Verstärker liefert einen neutralen, klaren und transparenten Klang mit ordentlich Schub im Bass. Die Detailzeichnung und Dynamik der CD-Wiedergabe steht der hochauflösenden Streaming-Variantenicht nach. Die Kombination aus Player und Amp leistet sehr gute Arbeit.
Das Klangbild ist immersiv mit realitätsnaher Darstellung. Auch Stimmen stellt der Verstärker plastisch heraus, sodass bei Solo-Konzertaufnahmen ein mit Dabei-Gefühl aufkommt.
Die weitläufige Wiedergabe bricht auch bei TV-Wiedergabe über den HDMI-ARC-Anschluss nicht ein. Dialoge kommen klar artikuliert und sind somit sauber verständlich.
Das spektakuläre Rennen im Science-Fiction-Abenteuerfilm „Ready Player One“ präsentiert der Model 40n mit einer großen Klangbühne, in der sich die Soundeffekte fließend bewegen. Zum Beispiel wenn das Feuerwerk gezündet wird oder Art3mis‘ Motor von einer Seite zur nächsten über den Bildschirm treibt.
In dieser Szene gibt es jede Menge Feinheiten, die der Verstärker sauber zeichnet und griffig herüberbringt. Der Aufprall von kollidierenden Autos wird akustisch von einem tiefen Bassimpuls untermalt.
Um den Effekt zu verstärken, schließen wir noch den Velodyne Digital Drive 10 Plus Subwoofer an den Verstärker an. Der lässt sich im Marantz-Menü in fünf Stufen tiefbassfiltern – bequem vom Sofa aus.
Der Model 40n klingt dreidimensional, musikalisch mit emotionaler Note. Eine Konstante in der langjährigen Firmenhistorie auch bei einem Gerät im neuen Gewand.
Der Model 40n ist ein echtes Schwergewicht. Das merkt man beim Heben aber auch beim Blick auf den Funktionsumfang. AirPlay, Bluetooth, Netzwerk-Streaming – alles vorhanden. Für Analogfans gibts einen Phono-Eingang. Per HDMI lässt sich der TV-Ton verstärken. Der klingt dann transparent und lebendig, aber auch sehr weiträumig. Ein moderner Mix im zeitlosen Gewand.
Anzeige