Zum Handwerkszeug eines jeden HiFi-Fans gehört ein vernünftiges Paar Kopfhörer. Um dieses auch adäquat nutzen zu können, ist auch ein Kopfhörerverstärker vonnöten, da in Verstärkern oder gar Rechnern in der Regel nur unzureichende Varianten verbaut sind. Mal schwächelt es an der Verstärkung, mal an der D/A-Wandlung, oft sogar an beidem. Der Fostex HP-A4BL soll das ändern.
Ein erstes wichtiges Feature des Kopfhörerverstärkers sticht gleich zu Beginn ins Auge: Der 4-polige XLR-Ausgang. Fostex rüstet nach und nach seine Produktpalette rund um Kopfhörer mit symmetrischen Verbindungen nach.
So wurden schon vor dem hier vorliegenden Verstärker die Referenz-Kopfhörer Fostex TH-900 Mk2 und Fostex TH-610 als direkten Nachfolger des TH-600 mit wechselbaren Kabeln versehen. Optional zu erstehen gibt es nun auch Kabel in symmetrischer Auslegung.
Dem folgend ist der Fostex HP-A4BL eine Weiterentwicklung des HP-A4, dem zusätzlich eine XLR-Buchse spendiert wurde. Optisch kommt er ganz in unaufdringlichem Schwarz daher. An der Front befindet sich neben dem symmetrischen Anschluss nach wie vor eine vergoldete Achtelzoll-Klinkenbuchse. Vier Knöpfe und ein Drehregler sind zur Bedienung vorgesehen.
Der Drehregler regelt wie gewohnt die Lautstärke und verfügt über einen Rasterpunkt zum Ein- und Ausschalten. Die Knöpfe stellen Optionen zur Ein- und Ausgangswahl bereit und geben die Möglichkeit, die Flankensteilheit des Filters zur Begrenzung der oberen und unteren Grenzfrequenz zu wählen. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei hochohmigen Kopfhörermodellen den Ausgangspegel um 10 Dezibel anzuheben.
Auf der Rückseite befinden sich eine Hohlstecker-Buchse zur Stromversorgung, ein USB-B-Port, ein optischer Ein- und Ausgang sowie ein Stereo-Pärchen Cinch-Buchsen als analoge Ausspielmöglichkeit.
Neben dem Stromanschluss lässt sich mittels kleinem Kippschalter ein automatischer Stand-by-Modus aktivieren. Die USB-Schnittstelle empfängt Daten im asynchronen Modus und nimmt der meist nicht ganz akkuraten Rechner-Clock, die Taktung aus der Hand, um Jitter zu vermeiden.
Die optischen Buchsen empfangen und senden per üblichem S/PDIF. Ein ebenfalls vorhandener Slot für Micro-SD-Karten, dient lediglich zur Installation von Firmware-Updates. Das Abspielen von Musik ist hierüber nicht vorgesehen.
Was die wandelbaren Formate betrifft, zeigt sich der Fostex HP-A4BL äußerst vielfältig. So kann er neben den gängigen PCM-Signalen mit einer Auflösung von bis zu 192 Kilohertz bei 24 Bit auch DSD-Daten mit bis zu 11,2 MHz in analoge Signale umsetzen. Diese Aufgabe übernimmt ein Burr Brown PCM1792-Wandler-Chip.
Mit Außenmaßen von 15 x 3,4 x 15,7 Zentimetern (H x B x T), ist der Fostex HP-A4BL kompakt genug, um ihn auf Reisen mit sich zu führen und beispielsweise im Hotelzimmer am Laptop zu betreiben. Leider ist er im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht mehr Buss-Powered.
So ist das externe Netzteil Bedingung für den Betrieb und ein entspanntes Musikhören in Zug, Bus oder Flugzeug nicht oder nur eingeschränkt möglich, da stets eine zusätzliche Steckdose benötigt wird.
Robust genug scheint die metallene „Black Box“ allemal. Die Verarbeitung ist solide, lediglich die Knöpfe tendieren leicht zum Wackeln. Das Handling ist gerade für Mac-Nutzer ein Kinderspiel. Einfach Strom anschließen, USB-Verbindung herstellen und schon spielt der Verstärker.
Wer mit Windows arbeitet, muss noch einen zusätzlichen Treiber installieren. Aber auch dies ist schnell erledigt und der Fostex HP-A4BL zeigt sich einsatzbereit. Mittels LEDs ist leicht zu sehen, welches Format gerade zugespielt wird. Bei der Verwendung von herkömmlichen Playern wie iTunes oder VLC muss die Formatwahl vorher über die Systemeinstellungen vorgenommen werden und auch DSD-Audio wird hier nicht unterstützt.
Um Abhilfe zu schaffen, empfiehlt Fostex die Nutzung des Fostex Audio Players, welcher auf der Website gratis zur Verfügung steht. Je nach Art und Format der zugespielten Musik wird hier die entsprechende Einstellung vorgenommen und an den Wandler übermittelt. So ist es auch möglich, gemischte Playlists in jeweils optimaler Qualität zu hören.
Auf weitreichende Funktionen muss jedoch verzichtet werden. Nach Repeat, Shuffle und Speichern der jeweiligen Wiedergabeliste ist auch schon das Ende der Möglichkeiten erreicht. Wer mehr will, muss dann doch auf Alternativen zurückgreifen.
Der Fostex HP-A4BL offenbart sich im Test direkt als unaufdringlicher und entspannter Teamplayer. So trägt er die Grundcharakteristika der verbundenen Kopfhörer gern mit, ohne diese jedoch in besonderem Maße fördern oder verstecken zu wollen.
Lediglich in den Höhen gibt er ein klein wenig Präsenz zu, was gerade niedrigpreisigeren Kopfhörern zugutekommt. Bei hochwertigen Modellen kitzelt er damit ein paar Details mehr hervor, als gewohnt. Ein ausgewogener Mittenbereich kommt dem gesamten Instrumentarium – ob nun akustisch, elektrisch oder elektronisch – zugute und schafft einen vollen Klangkörper.
Die Tiefen spielen kräftig und impulsstark auf, ohne sich aufzudrängen oder zu harsch in Erscheinung zu treten. So entsteht ein solides Fundament, das ein hohes Kraftpotential besitzt, und dieses wohldosiert an den Hörer weitergibt.
Die Bühne ist sowohl in der Breite als auch in der Tiefe gut ausgeprägt. Zwar schafft Fostex hier keine Referenz, legt aber die Messlatte gegenüber etwaigen Mitbewerbern in der mittleren Preiskategorie, schon verhältnismäßig hoch an. Im symmetrischen Betrieb kommen Panorama und Tiefenstaffelung noch ein wenig besser zur Geltung.
Insgesamt kann man den Fostex HP-A4BL durchaus als gelungen Kompromiss aus Preis und Leistung verstehen. Ein kleiner Wermutstropfen ist die fehlende Möglichkeit, den Verstärker via USB mit Strom zu versorgen, sodass er ohne zusätzliche Steckdose quasi nicht nutzbar ist. Mit seiner Formatvielfalt und dem guten Klangniveau macht er aber einiges wieder wett. Der symmetrische Ausgang bietet für Besitzer entsprechender Kopfhörer sicherlich einen zusätzlichen Anreiz zum Kauf.
Fostex HP-A4BL Preis: Preis nicht verfügbar
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