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Xivero Musicscope Test am Macbook

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Xivero Musicscope Test: Ein Blick in die Musik

Unter Toningenieuren gehört eine akribische Sichtkontrolle von Audio-Material zum Berufsalltag. Auf der Couch daheim bleibt man von derlei Dingen eher verschont und kann sich ganz dem Musikgenuss widmen. Doch neugierig, was in der Musik physikalisch passiert, sind sicher doch so einige. Für all jene, die keine teuren Messinstrumente zur Verfügung haben und trotzdem einmal einen Blick hinter die Kulissen ihrer Musikdateien werfen wollen, gibt es Xivero Musicscope.

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Xivero Musicscope Test

Xivero-Musicscope-Kompression

Ein vergleichsweise stark komprimierter Song im WAV-Format.

Für einen Preis von gerade einmal 29 Euro bietet die Software Musicscope einen Einblick in eine Welt, die sonst nur den Profis ersichtlich ist. Zunächst scheinen die vielen Anzeigen erst einmal zu erschlagen. Doch schaut man näher hin, kommt einem die ein oder andere Anzeige vielleicht doch bekannt vor.

Da wäre zum Beispiel die Pegel-Anzeige, die eigentlich jeder Musik-Player in der ein oder anderen Form zu bieten hat, außerdem eine Spektrum-Anzeige, die viele Software-Player als Visualisierung anbieten. Ein Überblick über die Liste der Formate sollte jenen, die sich bereits mit Musik in digitaler Form beschäftigt haben, ebenfalls nicht allzu neu sein. Die weiteren Kontroll-Elemente sehen zwar kompliziert aus, doch mit ein wenig Übung und etwas Hintergrundwissen, können diese gelesen werden, wie ein Buch. So geben sie tiefe Einblicke in die Beschaffenheit und Qualität der vorliegenden Musik.

Was ist Musicscope?

Xivero Musiscscope Software Gitarren Analyse

Bei einer akustischen Gitarre ist das Bild nicht ganz so hart. Die Spitzen in der Peak-Kurve des Histogramms zeigen, dass einzelne Anschläge beim Picking gut hervortreten. Die abgerundete Lautheits-Linie lässt auf leichte Kompression schließen. Schön sieht man hier, wie sich die natürliche Obertonreihe im Instrument aufbaut.

Grundlegend ist Musicscope für die Arbeit mit Audio-Dateien ausgelegt. Zu Beginn einer Sichtung wird entweder eine Datei, eine Vielzahl von Dateien oder gar ein gesamter Ordner als Album geladen. Nun wird ganz links oben in der Format-Sektion zuverlässig die Qualität des aktiven Files angezeigt.

Hier sind in PCM-Codierung Stufen bis 384 kHz bei 32 Bit und via DSD bis hinauf zu DSD512 möglich. Auch an Dateiformaten zeigt sich die Software flexibel und nimmt sowohl die gängigen verlustfrei und verlustbehaftet komprimierten Formate entgegen, als auch die unterschiedlichen Varianten von DSD.

Wird die Wiedergabe der Audiodatei gestartet, beginnt auch deren Analyse. Während des Hörens bauen sich nach und nach die Anzeigen auf. Für eine Sichtkontrolle in Echtzeit stehen Pegelanzeigen, das Frequenzspektrum und das Stereo-Meter (auch Goniometer genannt) zur Verfügung.

Kompression

Xivero-Musicscope-Klassik-Aufnahme

In der klassischen Musik wird nach Möglichkeit nicht komprimiert, sondern die volle Dynamik erhalten. So erscheint der Verlauf eines lebhaften Stücks fast sternförmig. Ohne Kompression entspricht die empfundene Lautstärke nahezu der physikalischen. Daher sind auch hier Lautheit und Peaks nahezu identisch.

Das Frequenzspektrum ist eines der wichtigsten Werkzeuge in Xivero Musicscope, da es über die Verteilung und den Pegel der unterschiedlichen Frequenzen Aufschluss gibt. So lassen sich hiermit beispielsweise Störfrequenzen leicht entdecken, selbst wenn sie kaum hörbar sind.

Auch zeigt sich so, ob ein High-Resolution-File auch tatsächlich das enthält, wofür es wirbt. Ist im Frequenzbereich über 20 kHz noch Leben, ist die Musik hochaufgelöst aufgenommen und ausgespielt. Ist ab dort ein klarer Schnitt zu sehen, ist das ein untrügliches Anzeichen, dass hier einfaches Upsampling (beispielsweise von einer CD) betrieben wurde.

Noch auffälliger ist der Unterschied bei MP3-Dateien. Nicht selten ist bei HD-Audiomaterial ein Berg in den oberen Frequenzbereichen, deutlich über dem hörbaren Spektrum zu sehen. Dies zeigt Quantisierungsrauschen an. Bei digitalem Audio ist dieses Phänomen nicht zu vermeiden.

Beim Mastering wird dieses Rauschen mittels Noise-Shaping und Dithering so gut wie möglich aus dem hörbaren in den nicht hörbaren Bereich verschoben. In der Anzeige selbst, stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Beispielsweise lässt sich die Verteilung des Spektrums im rechten und linken Kanal vergleichen, sowie die Phasenlage und die frequenzabhängige Panoramadarstellung sichten.

Quantisierungsrauschen

Xivero-Musicscope-Quantisierungsrauschen

Hier sieht man schön, wie die spektralen Anteile ab ungefähr 24 kHz wieder deutlich ansteigen. Dies ist ein deutliches Anzeichen für Quantisierungsrauschen, das auf die Frequenzbereiche außerhalb des menschlichen Hörvermögens verlagert wurde.

Die Pegelanzeige der Musicscope-Software ist äußerst präzise und detailliert – für den Laien vielleicht etwas zu sehr. Die Balken verdeutlichen das, was in den Werten links daneben geschrieben steht. Wichtigstes Instrument ist hier die grün dargestellte Peakanzeige. Sie macht Signalspitzen sichtbar, die unter Umständen auch über dem 0-dB-Limit liegen können.

Der blaue Balken verdeutlicht die Lautheit, also die empfundene Lautstärke. Diese repräsentiert einen gemittelten Wert und gibt Aufschluss über den Kompressionsgrad einer Aufnahme. Je höher der Balken, desto geringer fällt der Dynamikumfang eines Musikstücks aus.

Das Stereo-Meter zeigt sowohl die Verteilung der Signalanteile im Panorama, die Panoramabreite als auch die Mono-Kompatibilität des gehörten Audiomaterials. Diese wird gerade in Zeiten der Smartphone- und Laptop-Lautsprecher wieder aktuell. Gerät der Balken in den roten Bereich, eignet sich das File kaum, um es über ein nicht Stereo-fähiges Endgerät abzuspielen. Phasenprobleme und Auslöschungen (teils ganzer Instrumentengruppen) sind die Folge.

Playlisten und Reports

Xivero-Musicscope-Playlist-Report

In der Playlist kann angewählt werden, welche Daten gespeichert werden sollen. Hier lassen sich sowohl Grafik- als auch Textdateien erstellen. Der Text-Report liest sich vielleicht auf den ersten Blick ein wenig spröde, doch er lässt klare Vergleiche zwischen einzelnen Musikstücken zu und bietet eine tabellarische Übersicht über konkrete Spitzenwerte, die in Grafiken erst mühsam zusammengesucht werden müssen.

Wurde ein Song bis zum Schluss gespielt, erhält man in der unteren Bildschirmhälfte von Musicscope ein Spektogramm und oben mittig steht ein Kreis, der die History darstellt. In letzterer sieht man anhand des zeitlichen Verlaufs noch einmal, an welchen Stellen Pegelspitzen waren. Diese werden durch die grüne Linie repräsentiert.

Die gelbe Linie zeigt einen Durchschnittswert, der über drei Sekunden gemittelt wurde. So ergibt sich ein genaueres Bild der Lautheit. Je stärker sich Lautheit und Peak einander annähern und je deutlicher die Darstellung einem Kreis gleicht, desto stärker ist die Musik komprimiert.

Das Spektogramm zeigt die Frequenzverteilung über den zeitlichen Verlauf, also an welcher Stelle welche Frequenzen am stärksten vertreten waren. Damit können eventuelle Störsignale leicht gefunden werden, da sie meist farblich hervortreten. Der Anwender hat hier die Wahl, ob minimale, maximale oder gemittelte Werte angezeigt werden sollen.

Schließlich gibt Musicscope auf Wunsch einen Report aus, der als grafische Darstellung des finalen Zustands abgebildet wird oder aber als reine Zahlenwerte in einer Textdatei.

Bei einer vollständigen Playlist gibt es für jeden Titel eine Grafik und eine Zusammenfassung in Textform. Auf Wunsch gibt es auch eine Textübersicht über sämtliche Titel der Playlist sowie einen gemittelten Lautheitswert.

Wer übrigens die Musik nicht in Echtzeit hören mag, sondern sich einen schnelleren Überblick verschaffen möchte, kann auch auf eine Schnellanalyse zurückgreifen. Zudem ist es möglich, Audiosignale von externen Quellen oder dem Audio-Ausgang in Echtzeit abzugreifen. Hierfür muss nur in den Optionen der entsprechende Eingang abgegriffen werden.

Um das Ausgangssignal des eigenen Computers darstellen zu lassen bedarf es eines Loopbacks, sprich der Audio-Ausgang muss mit dem Line-In verbunden werden. So lässt sich auch beim Arbeiten mit einer einfacheren DAW (zum Beispiel Audacity) leicht ein leistungsstarkes Werkzeug einsetzen.

Speziell, wenn man seine Plattensammlung digitalisiert, lassen sich Fehler, Übersteuerungen und unerwünschte Elemente leicht orten und möglicherweise direkt beheben.

Jitter, THD und Gleichlaufschwankungen

Xivero-Musicscope-THD-Messung

Hier ist der THD-Wert eines gängigen Audio-Interfaces im Loop-Back von Ausgang zu Line-In zu sehen. Bei der Interpretation des Wertes ist Vorsicht geboten, da sich Verzerrungswerte am Ausgang mit denen am Eingang addieren.

Xivero-Musicscope-Jitter

Eine Jitter-Messung am selben Interface auf dieselbe Art und Weise. Auch hier gilt zu beachten, dass Ein- und Ausgänge selten zu 100 Prozent saubere Werte liefern.

Xivero-Musicscope-Gleichlaufschwankungen

Hier eine simulierte periodische Gleichlaufschwankung eines Plattenspielers bei 33 1/3 Umdrehungen pro Minute, die beispielsweise von einer gewellten Platte stammen könnte. Die roten Ausschläge simulieren einen Kratzer auf der LP.

Für etwas erfahrenere Anwender stehen in Musicscope noch ein paar andere Analyse-Tools zur Verfügung, beispielsweise zur Messung des Jitter, der THD und der Gleichlaufschwankungen bei Schallplattenspielern. Hierfür muss man ebenfalls nur den Ausgang der Quelle mit dem Line-In verbinden und, das Testsignal laden und im entsprechenden Player des zu analysierenden Kandidaten wiedergeben.

Lediglich die Messung des Plattenspielers könnte für so manchen problematisch werden. Demjenigen, der nicht zufällig eine Testschallplatte mit einem stabilen Sinuston zur Hand hat, wird dieses Feature nicht viel nützen.

Wer mehr über Messungen, Werte und deren Aussagekraft wissen möchte, findet eine umfangreiche und gut bebilderte Anleitung auf der Website des Herstellers Xivero.

Zusammengefasst

Musicscope ist nicht nur für Profis eine Investition wert. Dank seiner leichten Bedienbarkeit und der umfangreichen Möglichkeiten ist es für neugierige Laien gleichermaßen geeignet, wie für hartgesottene Audio-Freaks. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie Musik visualisiert wird, was Toningenieure bei der Arbeit sehen und vielleicht auch, wie sich die Digitalisierung, Konvertierung und Kompression auf ein Musikstück auswirkt, ist hier gut bedient.

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