Zugegeben: Dezentes Auftreten ist anders. Während andere Marken versuchen, die Größe ihrer Produkte weiter und weiter zu minimieren, ist man bei Violectric eher pragmatisch orientiert. Schon der Mutterkonzern, Lake People, arbeitet unter dem Motto „Tools – not Toys“. Diesen Ansatz verfolgt man auch beim Violectric HPA V281 konsequent weiter. Durch seine Kastenform und eine Tiefe von über 30 Zentimetern und den übergroßen Lautstärkeregler an der Front wirkt er recht martialisch. Dennoch ist sein Äußeres, nicht zuletzt durch die ausgezeichnete Verarbeitung, durchaus gelungen.
Spielereien, wie Display oder VU-Meter finden sich nicht. Dafür gibt es mehr Knöpfe, als an den meisten Konkurrenzmodellen. Hier wird jede Quelle und jeder Ausgang separat gewählt. Eventuell zu tätigende Einstellungen werden per Dip-Schalter auf der Rückseite oder im Inneren des Geräts getätigt. Die Bedienung des Violectric HPA V281 beschwört unweigerlich ein Gefühl analoger Zeiten herauf. Schaltvorgänge werden mit einem klickenden Relais quittiert.
Die Kopfhörerausgänge am Violectric HPA V281 befinden sich allesamt an der Vorderseite. Hier gibt es einen symmetrischen Ausgang mit vierpoliger XLR-Buchse. Zwei Viertelzoll-Klinkenbuchsen sind für unsymmetrische Kopfhörer vorgesehen. Per Jumpereinstellungen auf der Platine lassen sich diese jedoch auch zu einem symmetrischen Klinkenpärchen umwandeln. Die Rückseite bietet je einen symmetrischen und unsymmetrischen Line-Ein- beziehungsweise Ausgang in den üblichen Formaten XLR und Cinch.
Außerdem sind an der Rückwand Dip-Schalter zur Anpassung der Eingangsempfindlichkeit angebracht. Je nach Impedanz und Schalldruckpegel liefern Kopfhörer bekanntermaßen unterschiedliche Lautstärken. Um hier den Regelbereich des Violectric HPA V281 voll auszunutzen, kann der sogenannte Pre-Gain in 6-Dezibel-Schritten auf 5 Stufen angepasst werden. Die Anpassung geschieht für den linken und den rechten Kanal separat. So können sowohl leistungshungrige Studiokopfhörer, wie auch empfindliche Magnetostaten oder Kopfhörer, welche unter anderem auch für den mobilen Einsatz konzipiert wurden, optimal ausgesteuert werden.
Trotz all des Analog-Feelings hat man in Konstanz auch an die Zukunft gedacht. Neben den vorhandenen Analogeingängen lässt sich auch eines von insgesamt sechs digitalen Erweiterungsboards installieren. Hier stehen diverse Ausführungen mit entweder koaxialem, optischen, oder USB-B-Eingang zur Verfügung. Wer eine Fernbedienung zum Violectric HPA V281 wünscht, kann diese optional erwerben.
Das Schaltungsdesign ist nicht etwa, wie in den meisten Verstärkern in der High Fidelity vollsymmetrisch. Vielmehr werden hier selbst symmetrische Signale in ihre Komponenten zerlegt, jeder Signalteil separat verstärkt und am Ende wieder symmetriert ausgegeben. Die Verstärkung erfolgt für jeden Kanal separat. Hierfür arbeiten jeweils zwei Endstufen im Push-Pull-Betrieb. Somit kommen im Violectric HPA V281 insgesamt vier Endstufen zum Einsatz – genug Power, auch für die leistungshungrigsten Kopfhörermodelle.
Selbst hartgesottenen High-Endern dürfte es schwer fallen, den Preis von knappen 2.000 Euro für einen Kopfhörerverstärker so ohne weiteres auf den Tisch zu legen. Violectric kommt jedoch als Tochterfirma des Pro-Herstellers Lake People mit Entwicklungsarbeit auf höchstem Niveau daher. Zulieferer und Komponenten sind hier handverlesen und im Idealfall aus der Region, die Montage und Entwicklungsarbeit wird hierzulande getätigt. Wer also den Violectric HPA V281 kauft, holt sich ein ökologisch nachhaltiges Produkt ins Haus – wohl auch aufgrund der ausgezeichneten Lebenserwartung: Immerhin gewährt der Hersteller satte fünf Jahre Garantie.
Die Erfahrung des Unternehmens vom Bodensee hört man direkt beim ersten Ton, der den Violectric HPA V281 verlässt. Der Klang ist klar und frei von unerwünschten Verzerrungen. Die natürliche Obertonreihe des gesamten Instrumentariums eines Orchesters wird präzise nach oben hin präzise geschrieben und die Hallanteile der Aufnahme lassen ein plastisches Bild entstehen.
Der ausgewogene Mittenbereich sorgt dafür, dass kein Instrument um seinen Platz kämpfen muss. Seien es nun die Instrumentengruppen im Orchester oder die sägenden Lead-Gitarren in einer Metalband. Rhythmische Strukturen werden punktgenau wiedergegeben, auch im sonst anspruchsvollen Bassbereich. Die Darstellung von Transienten erfolgt impulsgenau. Durch die ausgezeichnete Kanaltrennung ergibt sich eine sehr exakte Panoramadarstellung und die Umsetzung der Tiefenstaffelung ermöglicht eine realitätsnahe Lokalisation.
Es steht außer Frage, dass der Violectric HPA V281 nicht jeden begeistern wird. Gerade in Anbetracht der „Wuchtigkeit“ seines Äußeren ist er nicht für den Schreibtisch des minimalistischen Designers gemacht, der Musik eher nebenbei hört. Vielmehr lädt der Kopfhörerverstärker gerade durch sein aufwändiges Innenleben zum genaueren Hinhören und Entdecken von Details ein. Was die Tochter der „Werkzeugschmiede“ Lake People mit dem Violectric HPA V281 geschaffen hat, ist ein Präzisionsinstrument in optisch schlichter, aber nobler Verpackung. Somit ist er ein Produkt, an dem der potentielle Käufer sicher lange seine Freude haben wird.
Violectric HPA V281 Preis: Preis nicht verfügbar
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