

Um als neue Marke im schwer umkämpften Lautsprechermarkt Fuß zu fassen, muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. Saxx, ein deutscher Hersteller aus Niedersachsen, versucht das über den Preis, die Verarbeitungsqualität und die in der Preisliga eher selten anzutreffende AMT-Technik.
Anstatt wie gewohnt seine Produkte über den Fachhandel zu verkaufen, übernimmt das der Hersteller lieber selbst. Die Lautsprecher, wie auch unser Testmodell Saxx CX 90, sind ausschließlich über den eigenen Onlineshop erhältlich. Das spart Händlermarge und erklärt damit den verhältnismäßig günstigen Preis von 1200 Euro für das Lautsprecherpaar. Für den Kunden heißt das: erstmal bestellen und vier Wochen zuhause in Ruhe ausprobieren. Bei nicht gefallen gehen die Lautsprecher wieder an Saxx zurück.
Damit Preis und Leistung zusammenpassen, lagert man die Produktion in den Fernen Osten aus. Dass so ein Zusammenschluss funktioniert, haben wir schon häufig in der HiFi-Branche gesehen. Solange die Qualitätssicherung hierzulande stimmt, gibt es in puncto Produktqualität daran nichts auszusetzen.
Das Produktportfolio von Saxx umfasst zum heutigen Stand bereits fünf Serien – kein schlechter Schnitt für einen Hersteller mit noch junger Firmengeschichte. Die aktuelle Premium-Linie nennt sich Saxx coolSOUND und markiert mit dem Standlautsprecher Saxx CX 90 ihr Spitzenmodell.
Ausgepackt und aufgestellt türmen vor uns zwei auf 1,10 Meter Höhe ausgewachsene Standlautsprecher im modernen Design. Denn die hochglänzenden Lackschichten auf dem MDF-Untergrund können sich wirklich sehen lassen. Wir haben zum Test je ein Modell in Schwarz und in Weiß bestellt: sichtbare Makel gibt es nicht, selbst aus verschiedenen Blickwinkeln sind keine Fehler zu erkennen.
Die Chassis sind direkt in die Schallwand eingelassen – Schrauben gibt es weder auf der Front noch an der Befestigung des Schutzgitters, das magnetisch am Lautsprecher hält. Wer etwas intensiver nach Schrauben sucht, wird dann doch noch fündig – die Rückseite ist großflächig damit übersät. Wer die Lautsprecher allerdings auf etwa einem Meter Abstand zur Rückwand hält, wird davon im täglichen Betrieb nichts mitbekommen.
Die Anschlüsse sind goldbeschichtet und nehmen entweder zwei Verstärker oder zwei separate Kabel für den Betrieb im Bi-Amping oder Bi-Wiring auf. Ich habe die Saxx CX 90 mit Bananensteckern, Kabelschuhen und Litzen ausprobiert: alles kein Problem für die Lautsprecher der coolSOUND-Serie.
Widmen wir uns wieder Front, fällt bei genauerem Hinsehen der AMT-Hochtöner (Air Motion Transformer) nach dem Vorbild von Oskar Heil auf. Solch mehrfach-gefaltete Membranen findet man nur selten im vorliegenden Preissegment. Eine spannende Technik wird hier bezahlbar gemacht.
Eher klassisch geht es im Tiefmitteltonbereich der 3-Wege-Lautsprecher zu. Die Mitten werden von einer beschichteten 16,5-Zentimeter-Papiermembran übernommen, um die Tiefen kümmern sich zwei gleichgroße Treiber samt Reflex-Öffnung auf der Rückseite des Gehäuses.
Nach ein paar Tagen Einspielzeit sind die Saxx CX 90 bereit für den Test. Auffällig unauffällig gehen die Lautsprecher trotz AMT zu Werk – eine achtenswerte Eigenschaft, die der Musik und weiterer HiFi-Elektronik genug klanglichen Spielraum lässt. Der Grundtonbereich ist kaum von Verfärbungen geprägt, wie verschiedene Aufnahmen mit Saiteninstrumenten beweisen. Dazu wird deren Einschwingphase schnell über die Bühne gebracht.
Bei günstigen Lautsprechern wird seitens der Entwickler (oder der Marketing-Abteilung) gerne etwas am Frequenzgang manipuliert, um sie noch größer klingen zu lassen, als sie eigentlich sind. Auf einen künstlich aufgeblasenen Tiefgang wird hier zum Glück verzichtet – der Tiefmittenbereich kann sogar mit sauberen Konturen überzeugen. Knorrige Bassaufnahmen werden sehr plastisch herüber gebracht.
Kräftige Impulse im Tiefmitten- bis Bassbereich werden von den Saxx CX 90 dynamisch reproduziert. Lediglich etwas straffer könnten die Impulse für unseren Geschmack noch sein.
Als Jahrelanger Bändchen-Hörer kenne ich die Vorteile der verwandten AMT-Technik nur zu gut, weiß aber auch über die Gefahren, die diese Technik mit sich bringen kann. Fakt ist: Bändchen ziehen den Hörer oft in den Bann und versetzen ihn meist in die erste Reihe des akustischen Geschehens. Bei manchen Lautsprechern schlägt die Detailverliebtheit auf Dauer allerdings in eine gewisse Aufdringlichkeit um: das ist bei der Saxx CX 90 zum Glück nicht der Fall.
Bei geringer bis moderater Lautstärke liefern die Saxx-Lautsprecher eine gute Durchhörbarkeit von komplexen musikalischen Strukturen. Sehr obertonreiche Instrumente, wie etwa eine Triangel, werden bei angemessener Lautstärke nicht verzerrt. Das gilt auch für Gesangsstimmen, deren Sibilanten ohne Übersteigerung abgebildet werden. Nur bei größeren Pegeln werden Stimmen etwas nachgeschärft.
In der Abbildung der akustischen Bühne stellt sich ein leichter Unterschied zwischen Breite und Tiefe ein. Die Bühnenbreite wird mit verschiedenen Teststücken sehr gut ausgefüllt und die Lautsprecher sind kaum vordergründig wahrnehmbar. In der Tiefe stellt sich hingegen eine Begrenzung ein. Mit Blick auf den Preis geht das aber in Ordnung.
Eine besondere musikalische Vorliebe lässt sich den Saxx CX 90 nicht zuschreiben. Nach meiner Einschätzung kann mit jedem Genre ein lebendiges und facettenreiches Hörerlebnis entstehen.
Die Saxx CX 90 haben bereits vor dem Test ein paar Wochen im Hörraum gespielt und stehen auch nach dem Test immer noch an ihrem Platz. Ein besseres Zeichen für ein gutes Produkt gibt es doch eigentlich nicht. Ihre unaufdringliche Art hat mich überzeugt und dazu angestoßen wieder öfter AMT zu hören.
Saxx CX 90 Preis: Preis nicht verfügbar
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