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Digital Audio Player (DAP) sind schon längst keine Nische in der (HiFi-)Nische mehr. Kombiniert mit einem guten Kopfhörer und man ist musikalisch bestens ausgestattet – unterwegs, im Büro und selbst zu Hause. Die glorreichen Zeiten des Hobbys HiFi sind – wie oft behauptet – längst nicht vorbei. Das System eines modernen Audiophilen sieht heute nur etwas anders aus.
Man nimmt einen DAP wie den Pioneer XDP-100R, schließt ein Paar Aktivlautsprecher an den 3,5-Millimeter-Klinkenausgang an und streamt Musik in CD-Qualität via Tidal. Minimalistischer geht es fast nicht.
Der Pioneer-DAP hat den Vorteil mit einem vollfunktionsfähigen Android-Betriebssystem ausgestattet zu sein. Das kommt in Version 5.1.1 Lollipop – ist also nicht mehr das allerneueste – läuft bei mir aber absolut flüssig und angenehm schnell. Apps starten sofort ohne lästige Ladezeiten und das Menü baut sich ohne nervige Ruckler sofort auf.
Mit Android an Bort hat man die Möglichkeit jede beliebige App aus dem Google Play Store zu installieren. Das können die Audio-Standards wie Tidal, Qobuz oder Spotify sein, aber genauso Spiele oder VoD-Dienste wie Netflix. Mit anderen Worten: Das System lässt sich mit diversen Apps zum audiophilen Allrounder pimpen. Was der Hersteller nicht liefert, installiert man einfach selbst.
Nach Tidal habe ich als erstes die Roon Remote App installiert – die unterstützt mein iPhone 5 nämlich nicht, läuft auf dem Pioneer XDP-100R hingegen wie geschmiert. Mit der App steuere ich einen Computer mit Roon-Core-System an, die Musik liegt auf einer Netzwerkfestplatte. An dieser Stelle macht sich das berührungsempfindliche 4,7-Zoll-Display (12 Zentimeter) des DAPs mit seiner Auflösung von 1280 x 1720 Bildpunkten bemerkt. Alben-Cover werden scharf mit satten Farben dargestellt und die Bedienung geht flüssig von der Hand. Wenn ein DAP schon ein Display haben muss, dann bitte auch mit einem ordentlichen Betriebssystem. Pioneer zeigt wie’s geht.
Die dritte App auf meinem Testmodelle war übrigens BubbleUPnP, um Musik aus meinem Netzwerk direkt auf den Pioneer XDP-100R zu streamen. Eine eigene DLNA-App von Pioneer gibt es leider nicht. Das erspart schließlich die Kopierarbeit von der NAS auf den internen 32 Gigabyte Speicher bzw. auf eine microSD-Karte für die es zwei Einschübe gibt. Beide Slots nehmen Karten mit bis zu 200 GB Speicherplatz auf: das reicht aus um auch unterwegs nicht auf die geliebten HighRes-Dateien zu verzichten.
An Formaten nimmt der Pioneer so ziemlich alles auf, was in audiophilen Kreisen Rang und Namen hat: AIFF, ALAC, FLAC, WAV (24 Bit / 192 kHz), DSD 11,2 MHz und selbst MQA sind mit dabei. Letzteres funktioniert allerdings nicht über das Netzwerk, zumindest nicht, wenn man das volle Potenzial ausschöpfen will. Der Container wird so zwar decodiert aber „nur“ im gehobenen CD-Standard abgespielt. Die volle MQA-Auflösung gibt’s über die vorinstallierte Pioneer-Music-App, die letztendlich auch die mächtigste Anwendung auf dem Digital Audio Player ist. Wie MQA genau funktioniert und was es mit dem System auf sich hat, habe ich im Artikel „Was ist MQA“ genauer beleuchtet.
Die Pioneer-Music-App liegt als digitale Schnellwahltaste direkt auf dem Home-Screen des DAPs. Von ihr aus haben wir Zugriff auf den internen Seicher, die beiden SD-Karten-Slots und einen USB-Speicher, der sich an den Micro-USB-Port auf der Unterseite des Players anschließen lässt. Schade das man nicht noch auf Netzwerkfreigaben oder Audioserver zugreifen kann. Das lässt sich aber wie beschrieben mit zusätzlichen Apps aus dem Play Store nachbessern.
Ansonsten bietet die Music-App die obligatorischen Sortierungen nach Titel, Alben, Interpreten, Genre, Format und die Darstellung der vollständigen Ordnerstruktur. Während der Wiedergabe wird das Cover bildschirmfüllend im Hintergrund dargestellt, während die Bedienelemente und der digitale Spektral-Analyzer darüber liegen. Steuern lässt sich der Pioneer XDP-100R auch Hardware-seitig über einen Lautstärkeregler auf der linken Gehäuseseite und Titelsprung- sowie Play/Pause-Tasten auf der rechten Seite. Die Lautstärke lässt sich übrigens auf einen Maximalwert von 160 einstellen. Mir ist keine Lautstärkekurve bekannt, die diesen Wert widerspiegelt. Warum nicht einfach 100, Pioneer?
Im Einstellungsmenü gibt es weitere audiophile Leckerbissen, wie drei auswählbare Digitalfilter, Upsampling-Funktionen und eine Jitter-Korrektur. Den „Club-Sound-Booster“ inklusive Bassanhebung und Downsampling auf 48 kHz habe ich einfach mal übersehen.
Ein grafischer Equalizer erlaubt die Bearbeitung der Audiowiedergabe auf elf Bändern von 32 Hertz bis 32 kHz (+/- 12 dB). Praktisch: Der Audio-Analyzer wird im Hintergrund dargestellt, sodass man eine optische Orientierung während der Bearbeitung hat. Komisch nur, dass das „MQA-Authenticated“, welches besagt, dass wir so wie die Musiker und der Mastering-Ingenieur im Tonstudio hören, auch nach der Bearbeitung noch leuchtet. Sicher sind die eigenen Equalizer-Einstellungen nicht im Sinne des Erfinders.
Design ist immer eine Frage des persönlichen Geschmacks, deswegen werde ich mich an dieser Stelle kurz halten. Der Pioneer XDP-100R ist etwas größer als ein iPhone 5(S). In Zeiten überdimensionierter Smartphones, hat man sich daran ja mittlerweile gewöhnt. Das Alu-Gehäuse stammt aus einem Stück macht einen sehr stabilen und langlebigen Eindruck – auf der Ober- und Unterseite sind je ein Stoßschutz angeschraubt, die den Player zusätzlich schützen sollen. Da im Test gleich der erste 6,3-mm-auf-3,5-mm-Klinkenadapter nicht passen wollte, habe ich den oberen Bügel als gleich abgeschraubt.
Optisch gefällt mit der Pioneer-DAP soweit sehr gut. Er ist mit seinem Gewicht von rund 200 Gramm noch nicht zu schwer und lässt sich mit dem Daumen gut aus einer Hand bedienen. Praktisch ist auch, dass der Zeigefinger quasi von selbst auf dem Lautstärkeregler landet. Als halbmobilen Player zu Hause und im Büro komme ich mit der Größe gut zurecht, nur unterwegs ist er mir in der Hosentasche etwas zu groß. Kaufinteressiert werden dafür aber sicher eine Lösung finden.
Die Digital-zu-Analog-Wandlung im Pioneer XDP-100R übernimmt ein einzelner ESS-Sabre-ES9018K2M-Chip. Der Kopfhörerverstärker wird von einem Sabre 9601K vom gleichen Hersteller angetrieben. Am 3,5-mm-Klinkenausgang stehen zweimal 75 Milliwatt (32 Ohm) bereit, die Ausgangsimpedanz ist mit 16 – 300 Ohm ausgeschrieben.
Zum Hörvergleich ziehe ich den Chord Mojo heran, der mit einer UVP von 600 Euro in der gleichen Preisklasse wie der Pioneer spielt. Der Mojo ist zwar „nur“ ein D/A-Wandler und mobiler Kopfhörerverstärker, kommt also ohne OS und Playerfunktion, wird aber in Verbindung mit einem Smartphone ebenfalls zum DAP.
Im Vergleich klingt der Pioneer XDP-100R etwas entspannter und wohlwollender, während der Mojo etwas direkter und anspringender spielt. Das macht sich unter anderem im Hochtonbereich bemerkbar, den der Pioneer-DAP fein auflöst, aber nicht so weit wie der Mojo in den Vordergrund stellt. Das sorgt auf längerer Sicht für ein entspannteres Hören über den Pioneer-DAP, auch wenn der Kollege aus England zunächst etwas feindynamischer klingt.
Ähnliches gilt auch für den Bass, der beim Mojo etwas mehr schiebt, während der Pioneer ihn sanfter präsentiert. An dieser Stelle könnte etwas mehr Druck für eine noch lebendigere Wiedergabe helfen – dafür sorgt seine Ausgeglichenheit für ein langanhaltendes entspanntes Hören.
In der räumlichen Darstellung verliert der Player seine Schüchternheit und stellt Klangbühnen weitläufig dar. Einzelinstrumente lassen sich sehr gut lokalisieren – sowohl in der Tiefe als auch in der Breite der Bühne. Subjektiv lässt sich das noch einmal mit MQA-Dateien steigern, die der Pioneer im Gegensatz zur iPhono-Mojo-Kombi decodiert. Auch wenn ich die Musik von Arimasa Yuki, Kyoko Tabe oder Jun Fukamachi, die mir MQA für den Pioneer XDP-100R-Test zur Verfügung gestellt hat, nicht kenne, ist es schon erstaunlich zu sehen, wie der DAP aus einer kleinen 48-kHz-Datei 384 kHz decodiert.
Das wollte ich über die große Anlage hören und habe den Pioneer XDP-100R per Klinke-auf-Cinch-Kabel an einen Stereo-Verstärker mit Standlautsprechern angeschlossen. Im Song „Color as it is“ vom Tomonao Hara Quartet zeigte der DAP enormen Tiefgang und machte den Kontrabass förmlich greifbar. Die Schlagzeugbecken lösten sehr sauber auf, die Toms vom Drum-Set ließen sich exakt an ihrer Position zuordnen und E-Gitarren- und Trompeten-Soli waren perfekt in den Raum gestellt. Während der DAP mit Standard-PCM-Files noch etwas zaghaft klang, ging er bei MQA-Material förmlich aus sich heraus.
Übrigens: Bluetooth kann der Pioneer auch. Testweise habe ich ihn mit den Aktivlautsprechern Dali Zensor 1 AX verbunden, was wie zu erwarten, problemfrei funktionierte.
Zurück zur Kopfhörerwiedergabe: Ich habe den Pioneer XDP-100R während des Tests mit verschiedenen Mobil-Kopfhörern ausprobiert: Mit dem Beyerdynamic T 5 p, dem Pioneer SE-MHR5, dem InEar StageDiver 2 und dem RHA T20i. Im Office kamen ein Audioquest Nighthawk, der Enigmacoustics Dharma D1000 und ein Beyerdynamic DT 770 Pro zum Einsatz.
Während die Mobilvertreter tadellos mit ausreichend Kraft angetrieben werden, stößt der Pioneer-DAP beim Beyerdynamic DT 770 Pro (250 Ohm) langsam an seine Leistungsgrenzen. Hier konnte ich kurzzeitig auf voller Lautstärke hören, ohne dass mir danach die Ohren geklingelt hätten. Die Verstärkungs-Einstellung ist auf „hoch“ gesetzt – die Wiedergabe klingt auf Stufe 160 leicht komprimiert. Ergo: Der Pioneer XDP-100R kommt besser mit niedrigen bis mittleren Impedanzwerten zurecht.
Wer trotzdem nicht auf die Wiedergabe seines geliebten Hochohmers verzichten will, schließt einfach noch einen externen Kopfhörerverstärker an. Das gelingt mit einem OTG-Kabel und funktionierte im Test mit einem Chord Mojo am Pioneer anstandslos. In der HeadFi-Community sind solche Setups gang und gäbe.
Der Pioneer XDP-100R ist dafür gemacht, High-End-Klang Mobil zu machen und dabei preislich moderat zu bleiben. Beides gelingt ihm außerordentlich gut, sodass das gesparte Geld (im Vergleich zu anderen DAPs) in den nächsten Kopfhörer fließen kann.
Dank seines unaufgeregten Klangs lädt der Pioneer geradezu dazu ein, mit verschiedenen Kopfhörern zu experimentieren, die auch gern nach etwas klingen dürfen. Mein Go-to-Setup für unterwegs bestand aus dem InEar StageDiver SD-2 am XDP-100R. Im Office habe ich den DAP die meiste Zeit mit dem Audioquest Nighthwak betrieben.
Der Pioneer XDP-100R macht sehr viel richtig und für den aufgerufen Preis wird es schwer, etwas Vergleichbares zu finden. Neben seinem ausgezeichneten Klang, der dazu einlädt, mit verschiedenen Kopfhörern zu experimentieren, sticht das Android-Betriebssystem heraus, das unzählige Konfigurationsmöglichkeiten bietet. Mit MQA hat der Pioneer-DAP ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn schon jetzt fit für die Zukunft macht. Die 749 Euro für den Pioneer XDP-100R sind bestens investiert.
Pioneer XDP-100R Straßenpreis: Keine Produkte gefunden.
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