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Melco-N1A-Test audiophile NAS Netzwerkfestplatte

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Melco N1A Test: audiophiler Netzwerkspeicher

Vom Plattenspieler im Jahr 1975 zur audiophilen Speicherlösung im 21. Jahrhundert: Makoto Maki, Gründer von Buffalo und dessen Mutterfirma Melco Holdings Inc. hat ein Faible für die HiFi-Trends ihrer Zeit. Der Melco N1A ist eine HiRes-Musikbibliothek im 43-Zentimeter-Format – was sie kann und wie sie klingt, gibt’s hier zu lesen.

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Melco N1A Test

Melco-Logo auf dem Musikspeicher

Audiostreaming über das Netzwerk ist schon längst kein Neuland mehr. Doch viele alteingesessene HiFi-Liebhaber tun sich mit der Thematik immer noch schwer. Zu groß sind die Berührungsängste mit Netzwerkspeichern (NAS), Servern und Streaming-Playern.

Auf den norddeutschen HiFi-Tagen habe ich darüber eine interessante Unterhaltung mit Alan Ainslie geführt, seines Zeichens „General Manager Audiophile Storage products – Melco division“, angestellt bei Buffalo Technology. Alan hatte mit dem Melco N1A einen kombinierten Audio-Server und Streaming-Player im Gepäck, der speziell auf die Bedürfnisse von audiophilen Anwendern abgestimmt sei. Das heißt: Er sei Plug’n’Play-fähig – einstecken, anschalten, loslegen – und klanglich jeder „Plastic NAS“ überlegen.

Einziger Haken: Mit einem Preis von 2200 Euro kostet der Melco N1A das Vielfache eines gewöhnlichen NAS.

So geht’s besser

Zugegeben: Auch ich benutze eine Synology-NAS, auf der sich mein Musikarchiv befindet und habe darauf den MinimServer installiert, der meine Musik kategorisiert und für verschiedene Endgeräte zugänglich macht. Ab und zu experimentiere ich mit dem Audioquest Jitterbug am USB-Anschluss der Netzwerkfestplatte, was nochmal einen Klanggewinn bringen soll. Unterschiede konnte ich in diesem speziellen Anwendungsfall allerdings noch nicht feststellen.

Vielen von Euch wird es ähnlich gehen: Eine NAS dient als Datenbunker im audiophilen Netzwerk.

Im Gegensatz zum Melco N1A wurden Standard-Netzwerkfestplatten jedoch nicht auf die Wiedergabe von Musik optimiert und würden Alan Ainslie zufolge die Datenübertragung verschmutzen, die Wiedergabe stören und insgesamt eingeengter klingen. Hm, sollte die NAS also doch nur als Backup-Laufwerk herhalten?

Um dem vorzubeugen, hat der Melco N1A ein paar Tricks parat: Die beiden LAN-Anschlüsse sind elektrisch entkoppelt und laufen getrennt vom restlichen System und den verbauten Festplatten auf einem eigenen Stromkreis. Dadurch soll der Signalweg sauber bleiben und Störeinflüsse wie Rauschen weit weg von der Audioübertragung bleiben. Vor der Datenausgabe werden die Dateien von einer Jitter-armen-Clock neu getaktet, sodass digitale Zeitfehler auf einem absoluten Minimum bleiben.

Klingt gut? Steigen wir ein!

Der Melco N1A ist ein Netzwerkspeicher, der in einem typischen 43-Zentimeter-Gehäuse sitzt. Mit seinem schlichten Metallgehäuse, einer gebürsteten Aluminium-Front und dem LED-Display fällt er zwischen Player, Verstärker und weiterem HiFi-Zubehör nicht verdächtig auf. Ein Computer oder eine Standard-NAS sind in diesem Umfeld deutlich Artfremder.

In seinem Inneren sind zwei 3,5-Zoll-Festplatten mit je 2 Terabyte Kapazität verbaut, die im Auslieferungszustand als ein logischer Musikspeicher zusammengefasst sind. Sicherheitsbewusste Anwender konfigurieren die beiden zu einem Raid-1-System und spiegeln den Inhalt von Platte 1 auf Platte 2. Fällt eine Platte aus, bleiben die Daten auf der Zweiten erhalten. Mein Backup-Plan sieht folgendermaßen aus: Ich lassen den großen Musikspeicher und schließe zur Datensicherung eine externe Festplatte an den dafür vorgesehenen USB-Port an.

In seiner Funktion als Musikspeicher kommt der Melco N1A mit vorinstallierten Twonky Server – für viele ein Standard in diesem Bereich, jedoch nicht meine persönliche Präferenz. Macht nichts, schließlich lässt sich der Melco auch mit eigener Software versehen. Aufgrund ihrer Musikkategorisierung kann ich AssetUPnP und den MinimServer empfehlen. Beide kommen bei mir auf verschiedenen Netzwerkfestplatten zum Einsatz.

Der schluckt alles

Melco-N1A Anschluesse

Damit sind auch schon die ersten Eckdaten erzählt und wir können zum Befüllen des Speichers übergehen. Der Melco N1A schluckt so ziemlich jedes Audioformat von Relevanz: ALAC, FLAC, WAV und DSD – für den Melco alles kein Problem. An Auflösungen werden Dateien bis 32 Bit / 384 Kilohertz bzw. DSD 11,2 Megahertz unterstützt. Nichts ist schlimmer, als wenn man sich voller Vorfreude eine Netzwerkfestplatte mit integriertem Server kauft, um später festzustellen, dass dieser das bevorzugte Audioformat bzw. die Dateiauflösung nicht unterstützt.

Musik übertrage ich über das Netzwerk auf die Festplatten im Melco und das geht überraschend einfach: Einmal ein Netzwerkkabel zwischen Router und den N1A gesteckt, erhält dieser dank DHCP-Protokol auch schon eine IP-Adresse und wird im Netzwerk angezeigt. Jetzt heißt es nur noch „Copy and Paste“ im Finder auf dem Mac oder im Windows Explorer.

Eine weitere Möglichkeit den Melco N1A mit Musik zu füllen ist über einen vorhandenen HighResAudio.com-Account. Musikkäufe werden so direkt auf den Speicher des Melco abgelegt. Die Datenübertragung von einer externen USB-Festplatte ist ebenfalls möglich und sollten die vier Terabyte doch einmal aufgebraucht sein, lässt sich der Speicher mit einer weiteren USB-Festplatte ausbauen.

Was ich allerdings etwas vermisse, ist die Zugabe eines Musik-Streaming-Dienstes wie Qobuz oder Tidal. Diese holt man sich stattdessen über einen nachgeschalteten Netzwerkplayer ins Haus, der auf zwei verschiedene Arten mit dem Melco kommuniziert: im Netzwerk- oder Player-Modus.

Server, Player, DSD-Konverter

Variante 1: Der Netzwerkanschluss mit der Bezeichnung „LAN“ agiert wie bei einer Standard-NAS. Er bringt den Melco N1A ins Heimnetzwerk, wo er als UPnP/DLNA- oder SMB-Server erscheint und sich mit einer Control-Point-App wie PlugPlayer oder Kinsky von Linn durchsuchen lässt. Eine eigene Melco-App wäre noch eine schöne Sache, um direkt vom Smartphone aus die wichtigsten Informationen zum Speicher in der Hand zu haben. Was nicht ist, kann ja noch werden. Schließlich lässt sich der N1A über den Netzwerkanschluss auch einfach updaten.

Variante 2 nennt sich Player-Mode und beschreibt eine direkte LAN-Verbindung zwischen dem Melco N1A und einem Netzwerkplayer. Dabei agiert der Melco als DHCP-Server und teilt dem angeschlossenen Audio-Streamer eine IP-Adresse zu. Sollte es tatsächlich Signalverunreinigungen im Netzwerk geben, währen diese somit komplett Außen vor.

Zum Schluss gibt es noch eine dritte Möglichkeit, dem Melco Musik zu entlocken. Jede der drei USB-Buchsen lässt sich mit einem D/A-Wandler verbinden, dessen Ausgang direkt in einen Verstärker oder in ein Paar Aktivlautsprecher führt. DSD-Wandler empfangen das von der SACD bekannte Format direkt. Eher klassische DACs erhalten vom Melco Unterstützung, der zuvor DSD nach PCM konvertiert.

Besser als eine Standard-NAS?

Bis vor wenigen Wochen war ich davon überzeugt, dass eine Standard-Netzwerkfestplatte zwar nicht die sauberste Lösung für ein HiFi-System ist, klanglich aber auch nicht so viel verkehrt machen kann. Schließlich habe ich bereits verschiedene Varianten durchprobiert, vom Synology-Speicher, über eine RipNAS bis hin zum Selbstbau-Server – immer mit dem gleichen Klangergebnis.

Bis jetzt, denn der Melco N1A schafft tatsächlich das „Unmögliche“. Als reiner Audioserver im Netzwerk stellt er die akustische Bühne schon leicht größer dar und die Musikwiedergabe wirkt etwas direkter. Über ein LAN-Kabel am Linn Sneaky DS verbunden tun sich noch deutlichere Unterschiede auf: Die Musik klingt lebendiger, etwas differenzierter in der Abbildung von Instrumenten und im Hochtonbereich noch luftiger.

Zurück zur Synology-NAS fällt die Bühnendarstellung wieder etwas kleiner aus und feine Details treten einen winzigen Schritt weiter in den Hintergrund. Auch die grob- und feindynamische Auflösung beherrscht der Melco etwas besser: Impulse werden von ihm einen Tick knackiger abgespielt.

Auch in der Rolle als Audioplayer schlägt sich der Melco N1A bestens. Dafür habe ich einen der USB-Anschlüsse mit dem Manunta Young DSD verbunden, der DSD-Streams auch ohne vorherige Konvertierung empfängt. Zum Vergleich wurde ein Macbook mit dem Roon Labs-Player herangezogen. (Das wär’s, wenn der Melco in Zukunft auch mit einem Roon-Server laufen würde). Dabei braucht es kein langes hin und her wechseln zwischen den beiden Systemen, um Unterschiede festzustellen. Die Melco-Kombi klingt leichtfüßiger, spritziger und baut die Klangbühne ein wenig breiter auf.

Was bei Standard-Netzwerkfestplatten aufgrund der einfachen Baukonstruktion nicht möglich ist, schafft der Melco N1A mit seinen elektrisch entkoppelten Ethernet-Anschlüssen, die Störeinflüsse aus der Netzwerkübertragung verbannen. Ein verbessertes Timing durch Neutaktung über einen jitterarmen Taktgenerator scheint sich ebenso positiv auf die Wiedergabequalität auszuwirken. Bleibt die Frage: Geht da etwa noch mehr mit einem audiophilen Netzwerkkabel? Denn genau das hat Melco ebenfalls im Angebot.

Zusammengefasst

Wer sich bisher hinter der Ausrede versteckte, Netzwerk-Audio wäre nur etwas für IT-Profis, wird mit dem Melco N1A eines besseren belehrt. Die Einrichtung ist in etwa so kompliziert, wie einen CD-Player in Gang zu bringen: Kabel stecken, einschalten, Musik abspielen. Durch Optimierungen auf der Elektronik-Ebene lassen sich tatsächlich Unterschiede zur Standard-NAS feststellen. Direkt mit einem DAC oder Netzwerkplayer verbunden gibt es zurzeit keine modernere Wiedergabekette.

Melco N1A Preis: 2200 Euro

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Melco N1A

9.6 Punkte
Design / Verarbeitung10
Aufbau / Einrichtung10
Funktion / Zubehör9.5
Klang / Preis10
Preis / Leistung8.5

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