

Professionelle Studio-Monitore haben oft den Nachteil, dass sie einfach zu sehr nach einem Arbeitsgerät aussehen. Auf eine Designabteilung wird gern verzichtet, da die Lautsprecher sowieso inmitten von Synthesizern und externer Hardware untergehen. Anders sieht das auf dem Schreibtisch aus. Hier wollen wir uns auch nach Stunden noch wohlfühlen und eine cleane Optik beibehalten. Das hat auch Mackie mit den CR4 erkannt und liefert uns ein passendes Hybridprodukt. Die Lautsprecher sind zwar auch noch kein Designmeisterwerk, aber nähern sich einem modernen Arbeitsplatz schon recht deutlich an.
An der Verarbeitung gibt es erst einmal nichts auszusetzen. Die Lautsprecher bestehen aus einem Holzgehäuse mit aufgesetzter Kunststofffront. Alles ist sehr sauber gehalten. Mit ihren abgerundeten Kanten setzen sie sich vom starren Rechteck-Layout ab. Die auffälligsten Elemente sind ganz klar, die Neon-grünen Ringe rings um die Chassis und den Lautstärkeregler. Die Farbe ist wie immer eine Frage des individuellen Geschmacks. Sie fügt sich jedoch perfekt auf einem modernen Schreibtisch ein. Mit der Gehäusefarbe Schwarz macht Mackie prinzipiell nichts falsch. Eine Alternativversion für Apple-Fans in Weiß würde das Multimedia-Konzept allerdings vollenden.
Mit einer Breite von 16 cm und einer Höhe von 22 cm passen die Mackie CR4 noch bequem auf den Schreibtisch, ohne zuviel Platz einzunehmen. Wenn Du die Lautsprecher, wie wir, mit Deinem Laptop betreiben willst, schließt Du sie einfach per Cinch oder Klinke an Deinen Computer an. Eine Digitalschnittstelle wäre noch nett gewesen, aber im Homestudio übernimmt das ein externes Audio-Interface. Wir haben den D/A-Wandler Audioquest DragonFly dazwischen geklemmt, um mit einfachen Mitteln die interne Computer-Soundkarte zu umgehen.
Vom Arbeitsprinzip handelt es sich bei den Mackie CR4 um ein teilaktives 2-Wege-System. Einer der Monitore ist mit den 50-Watt-Endstufen ausgestattet und versorgt damit auch das zweite, passive Model. Der Aktivlautsprecher hat darüber hinaus einen Lautstärkeregler mit Mute-Funktion auf der Front verbaut und beherbergt sämtliche Signalanschlüsse. Mackie überlässt Dir die Wahl, auf welche Seite Du diesen Lautsprecher stellst. Mit einem Switch-Schalter sorgst Du für die korrekte Signalverteilung.
Nicht übermäßig elegant dafür doch recht praktisch sind die beiden Schaumstoff-Unterlagen, die Mackie den Lautsprechern beilegt. Damit koppelst Du die Mackie CR4 vom Boden ab und erhöhst ihre Fronten, sodass sie besser auf Deinen Kopf abzielen.
Im HiFi-Bereich ist es fast schon Standard, Computerlautsprecher mit Bluetooth zu versehen. Ein aktuelles Beispiel sind die Harman Kardon Nova, die deutlich kleiner aber dafür mit dem Funkstandard ausgestattet sind. Uns hat sich der Trend bis heute nicht erschlossen, da die Lautsprecher in den meisten Fällen sowieso mit dem Computer verbunden sind. Mackie scheint das ganz ähnlich zu sehen und verzichtet trotz Multimedia-Anspruch konsequent auf Digital-Spielereien.
Dafür bekommst Du neben den 3,5-mm-Klinke- und Cinch-Eingängen noch ein großes Klinkenpaar dazu. Die beiden Buchsen sind für den Studioeinsatz gedacht, in dem Du sie direkt an ein Mischpult oder ein Audio-Interface anschließt. Über den Cinch-Eingang verbindest Du die Mackie CR4 direkt mit Deinem Computer oder einem Smart-TV. Der Vorteil, der sich in diesem Szenario ergibt, ist das Du die Lautstärke direkt über die TV-Fernbedienung steuern kannst.
Die Verbindung zwischen den beiden Speakern geschieht über ein klassisches Lautsprecherkabel. Allerdings dürfen diese keine Bananenstecker oder Kabelschuhe haben, sondern müssen mit freigelegten Aderenden oder Hülsen in die Lautsprecher geführt werden. Die Buchsen sind sehr einfach gehalten, was letztendlich dem attraktiven Preis geschuldet ist.
Ein echtes Manko ist die fehlende Auto-Stand-by-Funktion oder zumindest die Möglichkeit, die Lautsprecher in Griffnähe vom Netz zu nehmen. Der Netzschalter befindet sich auf der Rückseite des Aktivmodells, weshalb Du beim Ausschalten dahinter greifen musst.
Elektro: Wir haben uns die Mackie CR4 zunächst mit dem diesjährigen Grammy-Gewinneralbum Syro von Aphex Twin angehört. Beim gleichnamigen Song geht die Kick gut nach vorn und treibt den Track voran. Aufgrund des 4-Zoll-Treibers ist nach unten allerdings schon recht schnell Schluss, sodass sich die tiefen Frequenzen nur erahnen lassen.
Im mittleren Frequenzbereich werden die Synthie-Klänge sehr gut eingepasst und wir erleben einen ausgewogenen Klang. Dies sorgt für eine natürliche Wiedergabe, die sich besonders bei akustischen Instrumenten bemerkbar macht. Der Hochtonbereich klingt angenehm offen, ohne auffällig zu überziehen. Beim Einsatz der HiHat erkennen wir nur eine leichte Steigerung, was auch auf Dauer kaum stören wird.
Avantgarde: Wir schalten einen Gang zurück und hören mit Dragged von Kiasmos ein Streicher-Ensemble mit Klavier, das im Verlauf des Songs mit House-Elementen untermauert wird. Dabei trifft der Bass genau auf eine Betonung im unteren Mittenbereich, die den fehlenden Tiefgang etwas entgegenwirken soll. Alles in allem ist das nicht weiter schlimm und kann manchen Titeln sogar noch etwas Druck verleihen. Im Hochtonbereich werden die Anforderungen an den Studio-Monitor wieder hörbar, indem Claps und Shaker fein aufgelöst werden.
Pop: Was sich bei elektronischer Musik bereits abzeichnet, trifft genauso auf Pop- und Rock-Songs zu. In Heart Skipped a Beat von The xx hätten wir uns noch etwas mehr Bass gewünscht. Die beiden Gesangsstimmen neigten hin und wieder zu einer leichten s- und t-Laut-Steigerung. Der Mittenbereich wurde sehr geradlinig dargestellt, was für eine natürliche Wiedergabe der Akustikgitarren sorgte.
Soundtrack: Anhand des Soundtracks „Beyond: Two Souls“ von Lorne Balfes und Hans Zimmer haben wir die Mackie CR4 einem Dynamiktest unterzogen. Klar, dass Du von einem Lautsprecher dieser Größenordnung keine dynamischen Wunder erwarten kannst. Beim Einsatz der kompletten Instrumentierung würde ein deutlich größerer Lautsprecher für noch mehr Spannung sorgen. Dafür spielen die Mackie CR4 auch bei höheren Lautstärken noch sauber auf. Selbst bei voller Besetzung lassen sich die einzelnen Instrumente noch sehr gut lokalisieren. Andere Lautsprecher verlieren sich bei so einem Titel gern einmal in einem einzigen Soundbrei.
Für ein wirklich günstiges Studiomonitor-Paar mit Multimedia-Ambitionen haben die Mackie CR4 einiges zu bieten. Analoge Anschlüsse sind ausreichend vorhanden und im Pro-Bereich wird der D/A-Wandler sowieso ausgelagert. Der Klang der Mackie CR4 ist über weite Strecken sehr neutral und hebt sich nur in geringen Maßen vom glatten Studioeindruck ab. Wenn Mackie noch einen passenden CR-Subwoofer nachliefert, hätten wir hier ein ausgezeichnetes Multimedia-System.
Mackie CR4 Preis: Preis nicht verfügbar
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