

Weniger ist mehr – diesen Ausspruch hat sicherlich jeder von uns schon einmal gehört. Minimalismus umgibt uns heute überall und für manch einen ist das eine echte Lebensphilosophie. In diese neue Welt passt die betagte HiFi-Anlage nicht mehr richtig rein – aber auch die lässt sich reduzieren.
Die Dynaudio Focus 200 XD bringen fast alles mit, was in eine HiFi-Anlage gehört: Lautsprecher, Verstärker, D/A-Wandler und optional gibt’s mit dem Dynaudio Connect noch einen Funksender. Fehlt nur noch die Musikquelle, für die sich der Hörer frei entscheiden kann, denn analoge und digitale Eingänge sowie ein Funkempfänger sind an den Lautsprechern bereits vorhanden.
Dass die Dynaudio Focus 200 XD nich einfach nur Lautsprecher sind, sondern die moderne Interpretation der Stereo-Anlage, fällt schon beim Anschließen auf. Jede Box erhält ihre eigene Stromversorgung, die die eingebauten D/A-Wandlung, Verstärker und digitalen Signalprozessoren in Betrieb setzt.
Anschließend ist auch schon der Zuspieler an der Reihe, z.B. ein Netzwerkplayer wie der Bluesound Node 2, der per Koax-Verbindung (24 Bit / 192 kHz) an einen der beiden Aktivlautsprecher andockt. Außerdem gibt es noch einen Analogeingang für den rechten oder linken Kanal – etwa für Plattenspieler mit Phonovorverstärker.
Wer mag, geht den kabellosen Weg und besorgt sich gleich noch den Dynaudio Connect. Der Funksender erweitert das Anschlussfeld auf insgesamt sieben Eingänge inklusive Bluetooth aptX und WLAN-Empfänger, einen USB-Anschluss (24/96) für den Computer und je einen optischen und koaxialen Digitaleingang (24/192).
Über WLAN greift der Dynaudio Connect auf Musikbibliotheken von DLNA-Servern und Netzwerkfestplatten zu und streamt Audiotitel, Alben und Playlisten über den Musikdienst Spotify Connect.
Der Connect sendet die Signale drahtlos im 1-Zonen-Betrieb mit einer Auflösung von 24 Bit und 96 Kilohertz ganz einfach an die Dynaudio Focus 200 XD, denn die Lautsprecher haben den passenden Empfänger bereits eingebaut.
Das soll es aber noch nicht gewesen sein, haben sich die Dynaudio-Entwickler wohl gedacht und statten den Dynaudio Connect auch noch mit Multiroom-Funktionen aus. Der Sender steuert bis zu drei Lautsprecher der Focus-XD-Familie und der zweiten Generation der Bluetooth-Lautsprecher Dynaudio Xeo mit einer Auflösung bis 16 Bit / 48 kHz an. Die Zone, also der Raum in der das Pärchen steht, wird direkt am Lautsprecher eingestellt. Im Test spielten die Dynaudio Focus 200 XD und die Dynaudio Xeo 2 in verschiedenen Räumen perfekt synchron ohne hörbare Laufzeitverzögerungen.
Im Stereo-Paar kommunizieren die beiden Focus-XD-Lautsprecher über Funk miteinander mit einer verlustfreien Signalübertragung bis 24 Bit und 96 kHz. „Ultra-HD“ bis 192 kHz ist ebenfalls möglich – dann aber mit einer zusätzlichen digitalen Kabelverbindung zwischen den Lautsprechern.
Damit sind auch schon alle alltäglichen Anschlüsse erklärt. Einen gibt es aber noch, und zwar den Service-Eingang, um die „HiFi-Anlage“ per Software-Update auf den neuesten Funktionsstand zu bringen. Das geht mit normalen Aktivlautsprechern in der Regel nicht.
Die Lautsprecher-Chassis kommen nicht etwa von der Stange, sondern werden im Dynaudio-Hauptquartiert in Skanderborg, Dänemark noch selbst entwickelt und gefertigt. In den Dynaudio Focus 200 XD kommen Dynaudios berühmte Esotec-Chassis zum Einsatz, mit leichten Aluminiumschwingspulen, Magnesium-Silikat-Polymer-Membranen (MSP) für Formstabilität und hohe innere Dämpfung, Seidengewebekalotten, starke Ferrit-Magnetantriebe und resonanzarme Aluminiumgusskörbe.
Die 27-mm-Seidenkalotten lassen sich per Kippschalter um +1/-1 dB in der Intensität verstellen. Der Bassbereich ist per Drehregler (Speaker Position EQ) stufenlos einstellbar, um eine Wand- oder Ecknahe-Aufstellung zu kompensieren.
Die Equalizer in den Dynaudio Focus 200 XD greifen erstaunlich präzise, was nicht zuletzt an den verbauten digitalen Signalprozessoren liegt. Diese übernehmen nicht nur das Equalizing, sondern steuern auch die Lautstärke, die aktiven Frequenzweichen und wandeln eingehende PCM-Signale in PWM. Anschließend treffen die pulsweitenmodulierten Signale auf zwei 150-Watt-starke Class-D-Verstärker pro Box, bevor es auf direktem Weg zu den Chassis geht.
Das Besondere an den Focus XD: digitale Musiksignale bleiben vom Eingang bis zu den Chassis in der digitalen Welt und werden erst von den Lautsprecher-Membranen analog ausgegeben. Das gilt auch für Musik am Analogeingang, die direkt auf einen Analog-zu-Digital-Wandler mit 24 Bit Wortbreite trifft. Damit entfallen analoge Verstärker, analoge Klangregler, analoge Kabel und analoge Frequenzweichen – digitaler Purismus in Reinform.
Bleibt nur noch die Frage, wie die Steuerung funktioniert. Auch in diesem Punkt hat Dynaudio mitgedacht und stattet beide Aktivlautsprecher mit einer kleinen Kontrollanzeige an einer der Gehäuseecken aus. Diese leuchtet in zehn LED-Punkten auf und zeigt, was in den Lautsprechern vor sich geht. Es dauert seine Zeit, bis man die verschiedenen Stufen und Farbvarianten mit ihren Funktionen verinnerlicht – danach gelingt die Bedienung mit der Infrarot-Fernbedienung intuitiv.
Zum Dynaudio Connect gehört auch eine App für iOS-Geräte, die der eigentlichen Fernbedienung die wichtigsten Funktionen abnimmt. Eingangswahl, Lautstärkeregelung sowie das Ein- und Ausschalten übernimmt die App. Außerdem wird eine Übersicht der angeschlossenen Geräte und Räume angezeigt, die sich vom Smartphone aus individuell benennen lassen.
Im Hörtest wurden die Dynaudio Focus 200 XD mit Musikmaterial in verschiedenen Auflösungen vom Netzwerkplayer und D/A-Wandler Auralic Altair (Test) bespielt. Die Lautsprecher hinterließen von Anfang an einen lebendigen und offenen Eindruck, der nichts mit dem trägen Klangbild mancher behäbiger Analog-Systeme gemeinsam hat.
Jeden noch so kleinen Impuls haben die Aktivlautsprecher auf den Punkt genau serviert. Das liegt nicht zuletzt an der digitalen Zeitkorrektur des DSPs, der auch die Laufzeitverzögerungen der Chassis anpasst. So gab es selbst bei dichten Signalen kein Schmieren zu hören. Die Dynaudios bewiesen Taktgefühl und viel Sinn für Neutralität.
Mit am Beeindruckendsten war die Bassqualität, die mehr auf eine straffe Impulswiedergabe als auf das übernatürliche Strecken des unteren Frequenzbandes setzt. Die tiefsten Noten überlassen die Lautsprecher lieber ihren Schwestermodellen, den Dynaudio Focus 400 XD und 600 XD. Knackige Kick-Drums und straffe Bässe ließen sich die 200er hingegen nicht nehmen.
Auf der anderen Seite des Frequenzspektrums gaben sich die Lautsprecher eher extrovertiert. Streichersätze und Solo-Klavieraufnahmen sprühten geradezu vor Obertönen. Gesangstimmen klangen brillant ohne übertriebenes Zischeln. Wer es noch offener oder etwas Bedeckter mag – die Raumakustik hat hierbei viel mitzureden – greift einfach an die Schalter. Die 1-dB-Korrekturen sind hörbar, ändern aber nichts an der Offenheit der Lautsprecher.
In Puncto Räumlichkeit agierten die Dynaudio Focus 200 XD auf Studiomonitor-Niveau. In dieser Disziplin stoßen ihre passiven Kollegen schneller an ihre Grenzen, da sie nur so gut klingen können wie der ihr vorgestellter Verstärker. Hier hat Dynaudio einfach perfekt gematcht und die örtliche Trennung tat ihr Übriges dazu. Übersprechen zwischen den Kanälen ist schon allein prinzipbedingt nicht möglich, was den Aktivlautsprechern zu einer exakten Instrumentendarstellung über die komplette Stereo-Bühne verhalf.
Mit der Focus-XD-Serie ist Dynaudio ein großer Coup gelungen. Die Lautsprecher schlucken nicht nur analoge und digitale Signale, sondern empfangen auch Streams von Spotify und über Bluetooth, High-Res-Audio-Material aus dem Heimnetzwerk und funken im eigenen Multiroom-System. Der konsequente Verzicht auf analoge Bauteile sorgt für saubere Signalwege und einen präzisen Klang. Die Lautsprecher kommunizieren untereinander über Funk – moderner kann eine HiFi-Anlage nicht sein.
Dynaudio Focus 200 XD Preis: Preis nicht verfügbar
Neu in 2017: Dynaudio Focus 20 XD
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