Was waren das noch für Zeiten, als man für eine vollständige Stereo-Anlage unzählige Komponenten brauchte, mit verschiedenen Lautsprecher-Verstärker-Kombinationen experimentierte, nur um am Ende festzustellen, dass es klanglich einfach nicht zusammen passt.
Dali zählt für mich aktuell zu den großen Innovatoren im Lautsprechersegment. Anstatt verlassene Pfade weiter zu gehen, traut man sich neue Wege zu. Einbaulautsprecher, Bluetooth-Speaker (Dali Katch) und Aktivlautsprecher (Dali Zensor 5 AX) gehören mittlerweile neben den klassischen Passiven zum festen Programm.
Neuester Streich: Dali Callisto – ein Aktivlautsprecher-System, das kaum noch Kabel braucht, per Plug’n’Play zur Stelle steht und sich auf Wunsch per BluOS der weiten Welt von Multiroom-Audio öffnet. Wir haben das große Besteck Dali Callisto 6 C im Test.
Mit den Dali Callisto 6 C betritt der dänische Hersteller die Welt des vernetzten HiFis. Einfach Netzkabel an die beiden Standlautsprecher und an die kompakte Musikzentrale Dali Sound Hub stecken, kurz die Verbindungstasten „Link Connect“ drücken und schon ist das HiFi-Set spielbereit.
Musik empfängt das Callisto-System von jedem Smartphone, Tablet und Computer – via Bluetooth HD bis 24 Bit / 48 Kilohertz. Mit zwei optischen und einem Koax-Digitaleingang (bis 24 Bit / 192 kHz) sowie analogen Miniklinke- und Cincheingängen finden auch Smart-TVs, Spielekonsolen, Set-Top-Boxen wie ein Apple TV oder Netzwerkplayer ihren Platz.
Praktisch: Per Auto-Sense-Funktion erkennen die Dali Callisto 6 C eingehende Signale von selbst und wechseln automatisch zur jeweiligen Wiedergabequelle. Analoge Signale werden im Dali Sound Hub digital gewandelt. Die Zielauflösung ist 24 Bit bei 96 kHz, die auch die Lautsprecher verstehen.
Aber die Dali Callisto 6 C können noch weit mehr. Der Dali Sound Hub ist modular erweiterbar – aktuell bieten die Dänen das optionale „BluOS Wireless Streaming Music Plug-In Modul“ NPM-1 mit Ethernet-Buchse und WLAN-Dongle zum unkomplizierten Einbau an. Weitere Bausteine für 8-Kanal-Anwendungen oder Plattenspieler sind denkbar.
Mit BluOS setzt der Hersteller meiner Meinung nach auf das richtige Pferd, denn das Multiroom-System gehört aktuell zu den ausgereiftesten auf dem Markt. Alle wichtigen Streamingdienste sind integriert – Tidal, Spotify, Qobuz, Deezer, Amazon Music uvm. Musik lässt sich außerdem per Samba-Netzwerkfreigabe vom Computer und Netzwerkfestplatten abrufen – bis auf DSD wird jedes gängige HD-Format (bis 24 Bit / 192 kHz) inklusive dem Container MQA unterstützt.
Dank Multiroom-Funktion streamen die Lautsprecher auch synchron mit kompatiblen Geräten – dazu gehören etwa die Regallautsprecher Dali Callisto 2 C (Test) aber auch netzwerkfähige Komponenten von Bluesound und NAD.
Weiterhin wird das Musikverwaltungsprogramm Roon (Test) unterstützt, das die Tore zu weiteren Drittherstellern öffnet. Die Dali Callisto 6 C mit BluOS-Modul tauchen im Roon-Universum als sogenannter Endpunkt auf und lassen sich als Wiedergabesystem anwählen.
Die Dali Callisto 6 C kommen im 25-mm-starken Klappgehäuse aus MDF-Material und in einer Mehrkammerkonstruktion. In jeder Box ist ein Hybridhochtöner mit einer 29-mm-Gewebekalotte und einem Bändchen, dem sogenannten Superhochtöner, verbaut.
Die beiden Hochtontreiber laufen über weite Strecken parallel, bis das Bändchen den Frequenzbereich zwischen 15 Kilohertz (kHz) und 30 kHz allein übernimmt.
Zwei 165-mm-Tiefmitteltöner, die in ähnlicher Form auch in den Serien Dali Rubicon und Option Verwendung finden, sorgen für präzise Bässe bei einer unteren Grenzfrequenz von 37 Hertz, die auch bei hohen Lautstärkepegeln nicht verzerren.
Dafür sorgen die 250-Watt-starken PWM-Verstärker mit einer digitalen Gegenkopplung, die Ein- und Ausgangssignale kontrolliert. Für die letzten Paar Hertz sorgt das nach hinten gerichtete Bassreflexsystem.
Der digitale Signalprozessor (DSP) arbeitet mit einer Auflösung von 24 Bit und 96 kHz und teilt den Treibern die Signalanteile wie eine digitale Frequenzweiche zu. Die Auftrennung zwischen Hoch- und Mittelton geschieht bei 2,6 kHz.
Ihre Signale erhalten die Lautsprecher über eine kabellose I2S-Verbindung im 5,8-GHz-Frequenzband mit einer Auflösung von 24 Bit und 96 kHz.
Die Lautstärkeregelung erfolgt rein digital und erst kurz vor dem Endverstärker, um etwaige Signalverluste durch Datenreduktion zu vermeiden. Als D/A-Wandler greift Dali auf bewährte Texas-Instruments-Konverter vom Typ Burr Brown PCM1796 zurück.
Die Dali Callisto 6 C kommen mit einer unsichtbaren Soft-Touch-Oberfläche auf der Oberseite der Gehäuse. Ein Wischen nach links oder rechts ändert die Lautstärke, zweimal mittig Tippen schaltet die Lautsprecher stumm.
Zum Lieferumfang gehört auch eine Bluetooth-Fernbedienung, die eine Peer-to-Peer-Verbindung zum Dali Sound Hub aufbaut. Damit lassen sich die Lautsprecher auch aus größerer Entfernung bequem bedienen und brauchen keine direkte Sichtverbindung zur Fernbedienung.
Eine weitere Möglichkeit zur Steuerung der Dali Callisto 6 C ist der BluOS-Controller. Die Software-Anwendung ist kostenfrei für die Mobilsysteme Android, iOS, Kindle OS und für die Apple Watch erhältlich. Außerdem gibt es Desktop-Versionen für Mac OSX und Windows.
LED-Leisten auf den Vorderseiten der Speaker zeigen die aktuelle Lautstärke und Statusinformationen. Der Dali Sound Hub veranschaulicht den aktuellen Pegelwert als nummerisch Zahl und deaktiviert auf Wunsch die LED-Zeilen an den Lautsprechern. Praktisch: Eine Grafik aus Lautsprechern und Hub auf der Zentrale, veranschaulicht den Ersteinrichtungsprozess.
Wie vom Hersteller gewohnt sind auch die Dali Callisto 6 C unkompliziert in der Aufstellung. Eine nahezu parallele Wandausrichtung bringt bei mir die besten Ergebnisse, eine gewisse Einspielzeit ist erforderlich.
Die Dali Callisto 6 C spielen im Hörtest unangestrengt und leichtfüßig auf. Trotz der vielen Digitaltechnik klingen die Lautsprecher keineswegs kühl oder über-analytisch. Ihre zurückhaltende Art wird schlagartig unterbrochen, wenn Pegelspitzen eintreffen. Dann sind die Lautsprecher sofort zur Stelle und spielen mit großer Dynamik auf.
Eine Vorliebe der Speaker für bestimmte Musikrichtungen habe ich nicht entdeckt – vom Singer-Songwriter, über elektronische Produktionen bis zum großen Orchesterwerk spielen sie jedes Genre mit feiner Detailauflösung, gut durchhörbaren Mitten und ausgewogenen Bässen.
Schlussendlich macht sich das Label „Made in Denmark“ bemerkt. Die Entwicklung, Gehäuse- und Elektronikproduktion sowie Fertigung finden komplett in Dänemark statt. Die Treiber stammen aus dem Dali-Werk in Ningbo, China. Das erlaubt dem Hersteller die exakte Abstimmung der einzelnen Komponenten aufeinander, was sich im Ergebnis sehen und hören lässt.
Die Dali Callisto 6C lassen keine Wünsche offen: Aktivlautsprecher mit typischem Dali-Klang treffen hier auf zahlreiche Funktionen, die kein HiFi-Rack mehr benötigen. Die Verstärker stecken in den Lautsprechern, Verbindungskabel werden durch eine Funkverbindung ersetzt und Bluetooth HD, Digital- und Analogeingänge sind in einer kleinen Box untergebracht. Mit dem optionalen BluOS-Modul werden die Lautsprecher Streaming-fähig und betreten die Welt von Multiroom, Internetradio und allen wichtigen Musikdiensten. Wer großes HiFi will, dass kaum mehr Platz einnimmt, kommt im Moment an Dali nicht vorbei. Das Callisto-System ist aktuell das innovativste Aktivlautsprecher-Konzept auf dem Markt.
Vorteile:
Nachteile:
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