Stammleser von MODERNHIFI werden ihn kennen: Den kompakten D/A-Wandler und Kopfhörerverstärker Chord Mojo (Test), der mich von Anfang an überzeugte und über den ich bereits hier und hier berichtet habe.
Jetzt haben die Jungs von Chord Electronics ein Zusatz-Tool an den Start gebracht – über das seit der Markteinführung des Mojos vor zwei Jahren schon einige Gerüchte kursierten (siehe hier und hier).
Da sich der Chord Mojo bislang darauf konzentrierte, Musik vom Computer oder Smartphone per Kabel wiederzugeben und auf bestmögliche Art und Weiße zu wandeln und zu verstärken, war es an der Zeit den Mobilitätsgedanken ein paar Schritte weiterzuführen.
Gewohnt massiv – wie eigentlich alle Geräte von Chord Electronics – kommt auch der Chord Poly im Mantel aus Flugzeugaluminium daher, aus das auch sein Spielpartner Mojo besteht. Dieser durfte bei mir nach zwei Jahren Dauernutzung, einigen Stürzen und ungeschützten Rucksackaufenthalten schon ein paar Kratzer einstecken.
Wer sich davor schützen will, greift zum Chord Mojo Case oder zum neuen Mojo-Poly-Ledermantel. In der Praxis werden beide Geräte einfach ineinander gesteckt – die passende Steckplätze bringt der Mojo bereits von Haus aus mit. Einfach das magnetische Ledercase anlegen – die Bedienelemente bleiben dabei frei – und schon geht der Chord MojoPoly sicher mit auf Reisen.
Einziger Haken – das ist allerdings eine Frage des individuellen Geschmacks, – ist für mich die Größe, die sich aus dieser Kombination ergibt. Bei mir verschwindet in der Regel alles in der Hosentasche: Portemonnaie, Feuerzeug, Smartphone – nur für den Chord Mojo Poly mit einer Abmessung von 13,5 x 7 x 3 (hxbxt) inklusive Case bleibt kaum noch Platz.
Also heißt es Bauchtasche, Herrenhandtasche oder Rucksack umschnallen, um den DAP zu transportieren. Im Flugzeug oder der Bahn liegt er sowieso auf dem Tisch.
Die Übersicht des Funktionsumfangs des Chord Polys liest sich wie folgt: Apple AirPlay, Bluetooth 4.1, DLNA, Roon, Tidal und Spotify (beides angekündigt) sowie die Wiedergabe über eine MicroSD-Karte werden unterstützt. Bei einigen Funktionen davon handelt es sich zwar noch um Vorankündigungen, von deren tatsächlicher Existenz ich mich aber bereits auf dem Launch-Event in London überzeugen konnte. Also nur Geduld – da kommt noch so einiges auf uns zu.
Zu beachten ist lediglich, dass durch die Steckverbindung zwischen Mojo und Poly auch die Digitaleingänge des Chord Mojos verdeckt werden, was für den Unterwegsbetrieb jedoch weniger von Relevanz sein sollte. Nach wie vor stehen die beiden individuell in ihrer Lautstärke anpassbaren Kopfhöreranschlüsse zur Verfügung, die sich bei Bedarf auch zu Fixed-Pegel-Ausgängen zum Betrieb an der Stereoanlage umstellen lassen.
Man stelle sich einmal vor: Ein Paar Aktivlautsprecher verbunden mit der Streaming-Wunderwaffe Chord Mojo Poly – fertig ist die modernste Anlage der Welt.
So modern, wie sich der Chord Poly in seiner Funktionsbeschreibung gibt, so ungeahnt umständlich erfolgt die Erstenrichtung ins heimische Netzwerk. Um das Konfigurationsmenü zu erreichen, muss ich den Poly zunächst über eine kleine dem Lieferumfang beiliegende Klammer per Hand in den „Access Mode“ bringen.
In den WLAN-Settings auf meinem iPhone wähle ich den Poly aus und gebe im folgenden Pop-up-Menü den Namen und das Passwort für das Netzwerk im Office aus. Wichtig: Der Poly hat sich auf Netzwerke im 2,4-GHz-Band mit einer Reichweite von 10 Metern spezialisiert und merkt sich verschiedene Netzwerke – alternativ gelingt die Einrichtung auch über den Webbrowser am Computer.
Anschließend habe ich die Möglichkeit mich zwischen den Streamingformen Roon und DLNA bzw. Airplay zu entscheiden und kann eine Bit-perfekte-Wiedergabe aktivieren.
Was zunächst etwas umständlich klingt, soll sich mit der Veröffentlichung der GoFigure-App von Chord schon bald ändern. Diese ist zwar noch nicht erhältlich, wurde aber bereits auf einem Presse-Event vorgestellt. In der Zwischenzeit ist zumindest für Streaming via DLNA noch eine der zahlreichen Drittanbieter-Apps notwendig. Bubble UPnP, Plex und 8 Player sind gute Alternativen.
Für den On-the-go-Test habe ich eine Micro-SD-Karte mit jeder Menge Musik (PCM-Files bis 31 Bit / 768 kHz, DSD-Files in DoP bis DSD512, Formate: ACC, WAV, FLAC, ALAC, AIFF, OGG, WMA, MP3) in den Chord Poy gesteckt und ihn mit dem Audioquest Nightowl (Test) gehört.
Der Chord Poly schließt nahtlos an die Klangeigenschaften seines Mitspielers Mojo an. Die akustische Bühne ist im Zusammenspiel aus Tiefe und Breite weit gestreckt. Die Klangfarben zeigen eine große Neutralität und Feinauflösung, ohne Aufdringlichkeiten und Überzeichnungen im kritischen Präsenzbereich.
Schlussendlich überlässt es der Poly der Musik, sich zu entfalten, und versucht eher unauffällig als mit deutlichem Klangcharakter zu agieren. Dennoch fehlt es dem Streamingplayer nicht an Ausruck und Fülle im Bass und ergänzt diesen durch ein ausgezeichnetes, straffes Verhalten im Tiefmittenbereich.
Auch im Hörraum als Zuspieler mit Aktivlautsprechern ergibt sich das gleiche Klangverhalten. Der Chord Poly gibt Musikdaten mit höchster Neutralität wieder, ungeachtet, ob es sich dabei um komplexe Orchesteraufnahmen oder um Einzelinstrumente, wie filigran gezupfte Gitarrensaiten oder große Konzertflügel handelt. Alle profitieren sie von der sauberen Grundtonwiedergabe und den Obertönen. Klangliches Höchstniveau!
Schon der Chord Mojo hatte es in sich – mit dem Poly spielt dieser nun auf dem nächsten Level. Allein die vielfältigen Optionen für den Daheim- und Unterwegsbetrieb sind unschlagbar und suchen bei der auf weitem Feld nach ihres gleichen. Sobald die App erscheint, wird auch die Bedienung noch intuitiver funktionieren. Einzig die Größe, die es schwierig macht, den Mojo-Poly in der Hosentasche unterzubekommen, ist ein kleiner Nachteil.
Chord Poly Preis: Preis nicht verfügbar
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